Von unserem Redakteur Hartmut Wagner
Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor dem Landgericht Koblenz. Tatvorwurf: versuchter Mord. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
Der Angeklagte - Seitenscheitel, akkurates Hemd, Typ Sonnyboy - wollte sich am ersten Prozesstag nicht zum Tatvorwurf äußern. Stattdessen saß er rund vier Stunden im Gerichtssaal, verfolgte die Aussagen der Zeugen und machte sich eifrig Notizen.
Zu der Hammerattacke kam es am 17. März 2013 in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Opfer schilderte sie im Prozess so: Um 22 Uhr schrillt in seiner Wohnung im zweiten Stock die Klingel. Über die Freisprechanlage fragt ein Mann: "Gehört Ihnen der Audi? Ich habe den Spiegel mitgenommen." Der 26-Jährige, der eigentlich gerade zu Bett gehen wollte, zieht sich Schuhe und Jacke an, stürzt aus der Wohnung die Treppe hinunter und öffnet die Haustür. Davor steht ein Mann in Schwarz, schwarze Mütze, schwarze Jacke, schwarze Handschuhe. Er hat einen Hammer - und drischt damit dem 26-Jährigen sofort auf den Kopf. Der kann erst den zweiten Schlag abwehren, den Hammer mit beiden Händen umklammern. Der Angreifer hält den Hammer nur mit einer Hand, mit der anderen boxt er dem 26-Jährigen ins Gesicht. Der schreit: "Was willst du von mir?!?" Doch der Täter bleibt stumm, prügelt den 26-Jährigen zu Boden und will ihn eine Kellertreppe herunterstoßen. Als das Opfer um Hilfe ruft, flüchtet der Täter - und lässt einen seiner Handschuhe zurück.
Der 26-Jährige erlitt eine Schädelfraktur und eine Risswunde an der Stirn. Er taumelte blutüberströmt zurück in seine Wohnung und rief seine Mutter an. Dann machte er ein Foto von seiner Kopfverletzung und schickte es per Handy ("Whats App") an seine Freunde. Er musste noch in dieser Nacht operiert werden. Der Angeklagte wurde am Folgetag festgenommen, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Laut Anklage verübte er die Tat aus Eifersucht. Denn seine Freundin (21) war zwei Tage vor der Tat auf der Geburtstagsfeier des 26-Jährigen und ließ sich von ihm küssen. Davon hatte der Angeklagte erfahren, zumindest Gerüchte dieser Art.
Die Freundin erklärte im Prozess, der Angeklagte sei schon recht eifersüchtig gewesen, habe oft kontrolliert, mit wem sie Kontakt hat. Aber sie habe ihn wegen des 26-Jährigen nie verlassen wollen. Sie sei auch heute noch mit ihm liiert. Ob sie ihm verzeihen könnte, wenn sich bewahrheitet, dass er den Mordversuch tatsächlich verübt hat, fragte ein Prozessbeteiligter. Sie überlegte und antwortete unter Tränen: "Ich weiß es nicht." Der Prozess geht heute weiter.