Bad Neuenahr - "Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft - mit Kompetenz und Leidenschaft." Unter diesem Motto stand am Sonntag der traditionelle Jahresempfang der Wirtschaft.
Mehr als 200 Vertreter aus dem wirtschaftlichen und sportlichen Leben des Landkreises trafen sich diesmal auf Einladung des Landkreises in Verbindung mit der IHK, der Kreishandwerkerschaft sowie der Rhein-Zeitung an einem für das Thema symbolhaften Ort: nämlich im Zelt auf dem Parkplatz vor der Tribüne des Apollinaris-Stadions.
Nach rund zwei Stunden Diskussion, unter anderem mit Ehrengast Theo Zwanziger (Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes), hatten alle Teilnehmer die Gelegenheit, die Frauenmannschaft des SC 07 Bad Neuenahr bei ihrem Spiel gegen den FC Bayern München II in der Zweiten Fußball-Bundesliga kräftig zu unterstützen. Sport und Wirtschaft, auf beiden Seiten hat der Landkreis nach Worten von Landrat Jürgen Pföhler Großartiges vorzuweisen.
Es gebe auch ohne Großindus-trie eine hervorragend aufgestellte mittelständische Wirtschaft, die mit Spitzenleistungen aufwarten könne. Und auf der anderen Seite in zahlreichen Sportarten Vereine, dessen Mitglieder ebenfalls Spitzenleistungen bis hin zu Weltmeistertiteln vorzeigen könnten. Niedrige Insolvenzzahlen, hohe Neugründungsraten sowie eine Arbeitslosenquote weit unter dem Durchschnitt sprächen für sich.
Mit Leidenschaft erbrachte Leistung sei in den Unternehmen ebenso zu spüren wie in den Sportvereinen. Das war in der von RZ-Redaktionsleiter Uli Adams moderierten Diskussion gleich das Stichwort für Ehrengast Zwanziger, der sich über tolle Erinnerungen an den Landkreis freute. Sport und Wirtschaft hätten in der sozialen Marktwirtschaft viel miteinander zu tun. So sei es 1954 der Sport in Form der Fußballweltmeisterschaft gewesen, der als Initialzündung dem ganzen Land gezeigt hätte, dass man im Team auch hochgesteckte Ziele erreichen könne.
Als Gegenbeispiel nannte er das Jahr 1990. Nachdem die Spitzenfußballer der ehemaligen DDR dazugekommen wären, hätte Franz Beckenbauer die legendäre Frage gestellt, wer denn unser Team jetzt noch schlagen könne? Und dann sei es abwärts gegangen, die Nachwuchsarbeit vernachlässigt worden, ein gewisser Hochmut dazugekommen. Es sei im Sport ebenso wie in der Wirtschaft wichtig, Bescheidenheit zu zeigen, früh Menschen für die Nachfolge zu gewinnen und auszubilden.
Das gelte auch für die, die an den ganz großen Rädern drehten. Die derzeit im Fußball gezahlten Transfersummen von bis zu 100 Millionen Euro bezeichnete Zwanziger als absolut unmoralisch, genau wie viele Dinge, die sich bei den Banken abspielten. Für eine ethisch handelnde und christlich geprägte Gesellschaft sei so etwas undenkbar.
Kurz vor dem Spiel des SC 07 war klar, dass Zwanziger noch schnell eine Lanze für den Frauenfußball brach. Er böte die große Chance, Tabus zu brechen und Toleranz und Respekt voreinander zu zeigen. Den Spielerinnen des SC 07 wünschte er viel Glück. Denn der Landkreis ohne eine Spitzenmannschaft im Frauenfußball, das ginge gar nicht. So zeigte er sich sicher, dass die Zweiten Bundesliga für sie nicht das letzte Wort sei. Aber ohne Geld gebe es auch hier keinen Spielbetrieb, und da sei wieder die Wirtschaft gefordert.
Von unserem Mitarbeiter Jochen Tarrach