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Bad Bodendorf bangt um Entzug des Badtitels

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Sinzig/Bad Bodendorf - Künftig muss Bad Bodendorf wohl auf das Prädikat "staatlich anerkanntes Heilbad" verzichten. Das hat Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) bei einer Pressekonferenz im Sinziger Rathaus mitgeteilt.

Grund: Bad Bodendorf hat bei einer Überprüfung die meisten Anerkennungsvoraussetzungen aus dem Kurortegesetz Rheinland-Pfalz nicht erfüllt (siehe Infokasten). So fehlt eine maßgebliche Kurmitteleinrichtung bereits seit 1998. Ob Sinzigs größter Stadtteil auch den Badtitel aberkannt bekommt, prüft nun das Innenministerium.

In Sinzig wissen sie seit 2003, dass Bad Bodendorf die meisten Bedingungen für ein Heilbad-Prädikat nicht erfüllt; seitdem gab es immer wieder diverse Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium, wie Sinzigs Stadtchef Wolfgang Kroeger sagte. Lediglich drei Auflagen werden erfüllt: eine Quelle mit Heilwasser, kurörtliches Klima und die Anbindung an einen Prädikatswanderweg (Ahrsteig).

Bis zum 24. Mai kann sich die Stadt zum geplanten Prädikats-Entzug äußern. Verhindern kann und will sie diesen Schritt kaum; zu hoch wären die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur des Kurbetriebs. Kroeger: "Wir müssten einen sechsstelligen Betrag investieren. Die laufenden Kosten, um die Bedingungen zu erfüllen, lägen bei 300 000 bis 600 000 Euro." Dem gegenüber stehen jährliche Einnahmen aus der Kurtaxe von 2000 Euro. Kroeger: "Die Erhaltung ist sicher nicht wirtschaftlich vertretbar. Aber das wird der Stadtrat entscheiden."

Zu dem wahrscheinlichen Prädikatsverlust sagte Lemke weiter: "Das heißt nicht, dass jetzt ganz schlimme Zeiten anbrechen. Es gibt mehr Gäste als zu Hochzeiten des Kurbetriebs." Die Zukunft Bad Bodendorfs liege nicht im Kur- und Bäderbetrieb, sondern im Wander-, Rad- und Erholungsbereich.

Natürlich werde sie, die selbst in Bad Bodendorf wohnt, von Nachbarn auf den drohenden Verlust angesprochen. Lemke: "Einige sind schon traurig. Aber wir bearbeiten das Verfahren mit aller Offenheit und Transparenz nach den entsprechenden Gesetzen. Es gibt keine Willkür." Heißt: kein Heimvorteil für ihre Mitbürger im Ort.

An Hoteliers und Gastronomen gewandt, sagte die Wirtschaftsministerin: "Die Politik kann nur Impulse geben. Investieren müssen die Betriebe, um eine gewisse Qualität aufweisen zu können. Denn ein Badtitel verspricht Touristen immer, dass Betriebe vor Ort diese Qualität auch haben."

Gute Chancen sieht Lemke, dass Bad Bodendorf weiter den Badtitel führen darf: "Das entscheidet aber letztlich das Innenministerium, das für die Gemeindeordnung zuständig ist." Aber vor dem Hintergrund des Strukturwandels dürfe der Ort mit "einer wohlwollenden Prüfung rechnen". Und Kroeger sagte: "Die Erhaltung des Badtitels als Kompromiss wäre für alle tragbar." Er sieht sie historisch begründet: "Bad Bodendorf ist seit 1972 Heilbad." In den vergangenen Jahren hat im Land laut Wirtschaftsministerium nur Tönisstein den Titel verloren.

Von unserem Redakteur Jan Lindner


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