Bad Breisig - Seit 1958 ist Bad Breisig ein staatlich anerkanntes Heilbad. Derzeit sieht alles danach aus, dass die Quellenstadt Prädikat und Titel auch in den nächsten Jahren behält.
Auf RZ-Anfrage heißt es aus dem Mainzer Wirtschaftsministerium: "Aus unserer Sicht kann keine Parallele zwischen dem aktuell laufenden Widerrufsverfahren in Bad Bodendorf und der Situation in Bad Breisig hergestellt werden."
Weiter heißt es aus Mainz: "Für das Heilbad Bad Breisig liegen aktuelle und das Prädikat bestätigende Kontrollgutachten für das Heilwasser (2004) und das Klima (2008) vor." Allerdings werde die Luftqualität wegen Stickstoffbelastung aufgrund des Durchgangsverkehrs der B 9 mit Einschränkung bestätigt. Daher stehe die einjährige Luftqualitätsmessung schon nach fünf anstatt nach zehn Jahren an.
Zudem verfüge Bad Breisig über den für den Kurbetrieb erforderlichen Ortscharakter und weitere Anerkennungsvoraussetzungen im Vergleich zu Bad Bodendorf (wir berichteten). Dennoch: Auch Bad Breisig hat sich längst vom reinen Bäder- und Kurbetrieb verabschiedet: (Gesundheits-)Wandern, "mentale Wellness" und Erholung generell sind angesagt. Denn: Auch in Bad Breisig sind die Goldenen Kurzeiten der 60er- und 70er-Jahre längst Geschichte.
In der Quellenstadt lassen sie sich das Prädikat einiges kosten. Vor allem die Römer-Thermen schreiben nach wie vor tiefrote Zahlen (2011: 564 000 Euro Verlust), sie sind eine große Belastung für die ohnehin schon klamme Stadt und in den Ratsfraktionen nicht ganz unumstritten. Regelmäßig wird ihr Unterhalt in den Ratssitzungen der Stadt diskutiert.
Ende 2012 stellte FWG-Vorsitzender Jürgen Sieler fest: "Die Römer-Thermen hängen uns wie ein Mühlstein um den Hals. Ich sehe einen erheblichen Handlungsbedarf. Sonst wird das Bad mitsamt der Stadt untergehen." Wirtschaftsprüfer Heiko Bokelmann meinte: "Schwimmbäder sind leider immer verlustreich."
Gerhard Oelsberg, Wirtschaftsförderer der Stadt, sagt: "Wir unternehmen große Anstrengungen, um unseren Gästen einen gewissen Standard bieten zu können. Das sind wir ihnen schuldig." Das müsse sich die Politik auch immer wieder verdeutlichen: "Wir als Bad Breisig haben eine gewisse Pflicht. Gäste in Städten mit Badtiteln erwarten Qualität. Zurecht."
Die Römer-Thermen sieht er als "riesiges Pfund, das Bad Breisig als Kurstadt hat. Sie sind für uns ein ganz wichtiges Merkmal. So können wir mit Bad Neuenahr oder Bad Ems konkurrieren." Die Römer-Thermen fungieren zudem als Kurhaus, über das eine Stadt mit Heilbad-Prädikat verfügen muss laut Kurortegesetz Rheinland-Pfalz. Die Kurmittelabteilung betrachtet das Ministerium als "ausreichend für ein Heilbad". Dort werden Anwendungen angeboten, Massagen, Bewegungsbäder, es gibt ein Fitnessstudio, einen Physiotherapeuten, Thermalwasser und einen Trinkbrunnen. Zudem verfügt Bad Breisig über eine niedergelassene Kurärztin.
Neben den laufenden Kosten, die die Römer-Therme aufwerfen, will Bad Breisig 2013 allein 50 000 Euro in den stets gepflegten Kurpark stecken. Dort ist ein Rundweg für Menschen mit Rollatoren und in Rollstühlen geplant; er könnte entweder über eine sogenannte wassergebundene Decke verfügen oder asphaltiert sein.
Weiter soll der kleine Abenteuerspielplatz erweitert werden. Die Stadt denkt über Spielgeräte für ein älteres Publikum nach. Zudem liegt im Kurpark die zertifizierte Tourist-Info, es gibt einen Minigolf-Platz, Sitzbänke, einen Springbrunnen und Infotafeln.
Die Hotels und Gastronomen der Stadt erfüllen die Mindestanzahl von 200 Betten für ein Heilbad locker: Allein das Hotel Vier Jahreszeiten verfügt über 400 Betten. Oelsberg: "Zudem investieren die Hoteliers ständig in die Renovierung oder bauen an." In Sachen Wandern ist Bad Breisig angebunden an den Rheinburgenweg, den Radrheinwanderweg, plant die Eifelleiter mit den VGs Brohltal und Adenau und verfügt über acht weitere Wanderwege.
Auch in Sachen Kultur hat Bad Breisig laut Oelsberg einiges zu bieten: die Veranstaltungsreihe im Kulturbahnhof, Orgelkonzerte, die Breisiger Künstler, das Forum Kultur und die Biennale Wasser. Oelsberg: "Man sieht also, dass wir einiges unternehmen."
Von unserem Redakteur Jan Lindner