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Region will den Nürburgring mit einem Förderkreis retten

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Nürburgring - Bei einer Bürgerversammlung in Nürburg wurde jetzt ein Förderkreis gegründet. In ihm sind zunächst vereint die Vereine Ja zum Nürburgring, Freunde des Nürburgrings und Tourismusverein Nürburgring-Hocheifel.

Von unserem Redakteur Jan Lindner

Durch diese Interessengemeinschaft wollen sich Region, Unternehmer und Motorsportler Gehör verschaffen im derzeitigen Verkaufsprozess des Nürburgrings. Zur Not könnte der Förderkreis, der demnächst in eine Stiftung, eine Genossenschaft oder einen Verein umgewandelt werden soll, auch selbst in das Bieterverfahren einsteigen. Die ersten 250 000 Euro jedenfalls hat ADAC-Ehrenpräsident Otto Flimm selbst bereit gestellt.

Noch während der Veranstaltung in Nürburg gaben einige der 350 Besucher eine Beteiligungserklärung ab. Ob letztlich eine Summe zusammen kommt, mit der der Förderkreis ernsthaft um den Kauf der Rennstrecken - und nur darum geht es - mitbieten kann, da ist auch Andrea Thelen (Tourismusverein Nürburgring-Hocheifel) skeptisch: "Da bräuchte man sicher einen großen zweistelligen Millionenbetrag. Und das ist eher unrealistisch." Allerdings: Bietet der Förderkreis mit, erhält er in der zweiten Bieterphase zumindest Zugang zum Verkaufsprojekt und bekommt somit eine Inneneinsicht in die ganze Geschichte.

Vor allem will der Förderkreis dazu beitragen, dass das Gemeinwohl des Rings erhalten bleibt. Dafür könnte er sorgen, indem er (schwacher) Partner in einem Konsortium wird, das den Ring kaufen könnte. Durch die finanzielle Beteiligung am Kauf wäre der Zugang der Region zu den lukrativen Geschäften am Ring gesichert.

Denn die große Furcht ist, das wurde auch in den teils deftigen Wortbeiträgen bei der Bürgerversammlung deutlich, dass durch den Verkaufsprozess ein Investor in die Eifel stolziert, der nur auf Gewinne aus ist. Und für den die Anliegen der Menschen in der Region bestenfalls zweitrangig sind.

Nürburgs Bürgermeister Reinhold Schüssler sagte: "Neid und Missgunst sind jetzt fehl am Platz. Wir müssen kämpfen, kämpfen, kämpfen. Das vermisse ich hier in der Region doch sehr. Dass die Leute endlich ihren Hintern hoch bekommen."

Andrea Thelen meinte: "Wir müssen unsere Forderungen einfordern. Es ist höchste Zeit. Es darf nicht wieder alles über uns hinweg entschieden werden und der neue Eigentümer auf keinen Fall gegen die Region sein." Sei der Ring einmal verkauft, "kriegen wir ihn nie wieder. Das ist die einzige Angst, die wir haben müssen."

Manfred Sattler, Vorsitzender des Vereins Freunde des Nürburgrings, ließ über Ex-Ring-Geschäftsführer Friedhelm Demandt ausrichten: "Es wäre ein Albtraum, wenn Menschen und Firmen die Region verlassen müssten, weil sie dort keine Arbeit und Perspektive mehr haben. Es wurde hier schon genug Kapital vernichtet."

Otto Flimm, Vorsitzender des Vereins Ja zum Nürburgring, sagte: "Wenn sich Region und Motorsport um den Kauf des Rings bewerben, könnte das kaltblütige Investoren abschrecken."

Johannes Bell, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Brohltal, dessen Rat kürzlich eine Erklärung "zur Erhaltung Gemeinwohlbindung für die Rennstrecke" unterzeichnet hatte: "Wenn wir uns Gehör verschaffen wollen, müssen sich auch viele Bürger melden und nicht nur die Kommunen."


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