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Heimersheims Weinkrone geht an Vanessa Sion

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Das dreitägige Historische Weinfest in Heimersheim hat am Freitag gleich mit einem Paukenschlag begonnen.  Das streng gehütete Geheimnis um die neue Weinkönigin wurde am späten Abend vor zahlreichen Gästen auf dem Marktplatz des Ortes gelüftet. Vanessa Sion heißt die bezaubernde neue Weinmajestät. Strahlend und unter dem lauten Jubel aller Anwesenden entstieg sie in ihrem traditionell blauen Kleid der Sänfte, in der sie, begleitet von einem Fackelzug, auf den Platz getragen wurde.

Die 21-jährige Abiturientin absolviert derzeit ihr Studium der Sozialpädagogik an der Fachschule für Sozialwesen. In ihrer Amtszeit wird ihr besonders wichtig sein, neue Bekanntschaften zu schließen, Erfahrungen für das weitere Leben zu sammeln und natürlich für den guten Wein vom Fuße der Landskron einzutreten. In Heimersheim ist sie keine Unbekannte, denn als Funkenmariechen des Funkencorps Rot-Weiss ist sie bereits jedermann bestens bekannt. Auch ihre Mutter Petra Sion war 1987/88 und Tante Jutta Hanisch 1982/83 bereits einmal Weinkönigin.

Die Inthronisation von Vanessa bedeutete aber gleichzeitig auch den Abschied vom Amt für Alina Monreal, die ein Jahr lang den Weinort mit Charme und Einsatzfreude repräsentiert hat. Es war ihre letzte Amtshandlung, das 18. Historische Weinfest zu eröffnen und dann die Krone an Vanessa Sion zu überreichen.


DTM auf dem Nürburgring: Zehntausende sind dabei

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Von unserem Mitarbeiter Andreas Wetzlar

Zum siebten Lauf der Meisterschaft standen nicht nur Lokalmatador Mike Rockenfeller und das Meuspather Team Phoenix im Mittelpunkt der Interessen. Auch Mercedes-Benz Hoffnung Christian Vietoris und BMW- Fahrer Augusto Farfus wurden als Geheimfavoriten gehandelt.

„Wenn mit Phoenix Racing und dem BMW Team RMG aus Niederzissen gleich zwei Teams aus dem Kreis Ahrweiler an den Start gehen, dann muss man an die Rennstrecke kommen“, zeigten gleich mehrere Besucher aus dem Kreisgebiet eine Portion Lokalpatriotismus. Aber auch ohne die „Ortsbindung“ überzeugt die DTM seit vielen Jahren mit einer mehr als treuen Fan-Szene. Ein Grund dafür dürfte zum einen das sehr gute und überaus faire Preis-Leistungs-Verhältnis mit Blick auf die Ticket-Preise sein. Denn neben der DTM stehen mit dem Volkswagen Scirocco R-Cup, der FIA Formula 3, der Auto GP und dem Porsche Carrera Cup gleich vier Begleitserien auf dem Programm.

Nicht minder wichtig für die Fans ist aber auch die Atmosphäre rund um die Rennstrecke. „Der Pit-Walk an beiden Renntagen, bei dem man als Fan einmal von der Boxengasse aus in die Team-Garagen schauen kann, ist einfach klasse. Und wenn man dann auch noch einen der Fahrer ganz nah erlebt, schlägt das Fan-Herz einfach schneller“, war an diesem Wochenende häufig zu hören.

Den Bummel durch das Fahrerlager nutzten während des Wochenendes daher unzählbare Besucher nicht nur dafür, um sich mit den nötigen Fanartikeln wie Fahnen, Kappen, Postern oder Autogrammkarten einzudecken. Für den einen oder andern gab es zur Erinnerung an ein abwechslungsreiches und spannendes Rennwochenende sogar noch einen ausrangierten Pneu, direkt aus der Team-Werkstatt.

Aber auch die Autogrammjäger, zum großen Teil mit ganzen Fotomappen ausgestattet und auf der Pirsch nach „Beute“, kamen voll auf ihre Kosten. Denn eine Besonderheit der DTM ist seit Anbeginn der Rennserie die Nähe zu den Fahrern. Werden diese bei der Königsklasse, der Formel Eins, von Pressesprechern und Sicherheitskräften fast schon abgeschirmt, so zeigt sich das Bild bei der DTM deutlich anders. Auf den Terrassen der Team-Hospitalty, aber auch neben dem Renn-Transportern oder auf dem Weg durch das Fahrerlager bewiesen Titelverteidiger Bruno Spengler, Altmeister Timo Scheider sowie alle anderen Fahrer eine enorme Ausdauer beim Fotoshooting mit den Fans oder dem Signieren von Fanartikeln.

Hochbetrieb herrschte an diesem Wochenende aber nicht nur auf der Rennstrecke, auf den Tribünen und im Fahrerlager. Auch im Boulevard und im Ring-Werk wurde den Fans wieder einiges geboten. Während die einen den Aufenthalt an der Rennstrecke nutzten, um im Ring-Werk auf interaktive Weise die Geschichte des Motorsports und des Nürburgrings zu erleben, durften sich die anderen beim Schlendern durch den Boulevard mit der passenden Mode, kleinen Rennmodellautos eindecken oder auch einfach nur eine Pause genießen. Für die ambitionierten Fans gab es dann auch noch die Möglichkeit, auf der Kart-Bahn selber einmal Rennluft zu schnuppern.

Die Ausdauer, welche die Fans während des Wochenendes auf den Tribünen bewiesen hatten, war dann aber auch noch einmal bei der Rückreise am Sonntagnachmittag gefragt. Denn nicht nur auf den engen Straßen der Eifel, sondern auch auf der Autobahn herrschte reger Verkehr. Trafen die DTM-Fans dort auf den großen Konvoi der Rückreisewelle aus den Sommerferien.

Die Geschichte der DTM in aller Kürze

Die Wurzeln der DTM gehen bis in die 80er-Jahre zurück. In der Saison 1984 startete die „Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft“ mit seriennahen Produktionswagen. Die bekannten Fahrer dieser Zeit waren unter anderem Volker Strycek, Kurt Thiim, Klaus Ludwig oder auch Hans-Joachim Stuck. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Fahrzeuge immer weiter, hin zu Hightech-Tourenwagen mit erheblicher Werksunterstützung. In den Jahren 1997 bis 2000 legte die DTM eine Pause ein, kehrte dann aber mit Mercedes, Audi und Opel, später dann auch BMW, umso erfolgreicher zurück. Mit Mika Häkkinen, David Coulthard, Ralf Schumacher und aktuell Timo Glock sind immer wieder auch ehemalige F1-Fahrer in der DTM vertreten. Umgekehrt steigen aber auch DTM-Fahrer wie Paul di Resta in die Königsklasse des internationalen Motorsports auf.

Azubi-Ausbeute? Gewerkschaftskritik schadet Handwerk

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Kreis Ahrweiler - Es müsse Schluss damit sein, dass Maler-Azubis als billige Arbeitskräfte regelrecht dazu benutzt werden, den schnellen Euro zu machen. Mit dieser harschen Kritik hatte Michael Schweikert, Bezirksvorsitzender der Handwerkergewerkschaft IG Bau, in der vergangenen Woche den Druck bei den Verhandlungen zur Verbesserung der Ausbildungsvergütung erhöhen wollen.

Vertreter der Maler- und Lackierer-Innung, aber auch der Kreishandwerkerschaft fühlen sich von solchen Äußerungen angegriffen. Die RZ sprach mit ihnen über dieses Thema. "Mit einer solchen Aussage wird dem gesamten Handwerk geschadet. Das macht wütend, sodass man eigentlich nur mit dem Kopf schütteln kann. Denn einem Betrieb, der ausbildet, geht es nicht darum, billige Arbeitskräfte zu haben. Wir sind vielmehr daran interessiert, qualifiziertes Personal auszubilden, das dem Betrieb dann auch noch erhalten bleibt", macht Kreishandwerksmeister Frank Wershofen deutlich. Der 51-Jährige, der in seinem eigenen Sanitär- und Heizungsbetrieb neben den 14 Angestellten derzeit zudem fünf Auszubildende beschäftigt, spricht für die rund 1200 Meisterbetriebe im Kreis Ahrweiler, in denen gut 600 Lehrlinge eine Ausbildung absolvieren.

Grundsätzlich sieht Wershofen einen großen Aufklärungsbedarf. Sowohl hinsichtlich der in Teilen hoch technisierten Ausprägung der Handwerksberufe als auch hinsichtlich der Aufstiegschancen. Denn nach der abgeschlossenen Lehre könne der Weg weiter in Spezialisierung, in die Selbstständigkeit oder über die Meisterprüfung auch zum Studium führen.

Malermeister Dietmar Reinert, stellvertretender Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung, der in seinem Betrieb in Bad Neuenahr kontinuierlich seit 15 Jahren ausbildet, vermeldet derzeit leider immer noch einen freien Ausbildungsplatz. "Trotz Werbung über das Arbeitsamt, das Internet oder auch beim Handwerkerfest ist die Lehrstelle noch offen", sagt Reinert und glaubt, dass in den kommenden Jahren immer weniger Schulabgänger den Weg ins Handwerk finden werden.

Ein Eindruck, dem sich auch Frank Wershofen nicht erwehren kann: "Wir brauchen scheinbar nur noch Akademiker und Techniker." Auf die Kritik der "Ausbeutung" angesprochen, erklärt wiederum Dietmar Reinert: "Jede Ausbildung ist für einen Betrieb mit Kosten und Aufwand verbunden, die aber gern übernommen werden. Nicht selten laufen Lehrlinge im ersten Jahr nur mit, schauen den Altgesellen oder dem Meister bei der Arbeit zu und lernen somit die ersten Schritte im Beruf." Hinzu kommen Zeiten der Abwesenheit während der Berufsschule sowie Ausgaben für überbetriebliche Weiterbildungen.

Sascha Schüttler, der Lehrlingswart der Maler- und Lackierer-Innung, der in seinem Betrieb in Oeverich auch ausbildet, macht auf einen ganz anderen Missstand aufmerksam: "Dem Handwerk fehlt seit einigen Jahren die gesellschaftliche Anerkennung. Gleichsam leisten die Ausbildungsbetriebe aber eine große gesellschaftliche Aufgabe und übernehmen soziale Verantwortung, indem sie berufliche Perspektiven eröffnen."

Für Helmut Weiler, den Geschäftsführer der Maler- und Lackierer Innung, wäre es, mit Blick auf den beruflichen Nachwuchs, wichtig, dass Schüler mehr Praktika im Handwerk absolvieren. "Das gibt die Möglichkeit, einzelne Betriebe kennenzulernen, eigene Neigungen zu entdecken und letztlich auch eine gute Berufswahl zu treffen", nennt Weiler die Vorteile. Und in Sachen Ausbildungsvergütung erinnert Weiler daran, dass die Lehrlinge mit ihren Verdiensten im Vergleich aller Ausbildungsentgelte im oberen Mittelfeld liegen. Infos unter www.khs-ahrweiler.de.

Von unserem Mitarbeiter Andreas Wetzlar

Mit dem Motorsegler abgestürzt: Zwei Männer aus Sinzig sterben in den französischen Alpen

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Das Wrack ihres Flugzeugs wurde am Montag von einem Gleitschirmflieger im Ubaye-Massiv nahe der französisch-italienischen Grenze, achtzig Kilometer westlich von ihrem Startflughafen Sisteron entfernt, entdeckt. Beide hatten seit Sonntag als vermisst gegolten. Die Verunglückten gehörten einer kleinen Gruppe des Luftsportvereins Mönchsheide an, die in wechselnder Besetzung seit einigen Jahren ihre Sommerurlaube in dem französischen Ort verbringt.

Einer der Bad Breisiger Luftsportpiloten hatte dort sein Privatflugzeug stationiert, welches für die Mitglieder während ihres Urlaubs für Leistungsflüge zu Trainingszwecken zur Verfügung stand. Der 1962 geborene Pilot Peter W. aus Sinzig war Fluglehrer beim Luftsportverein und dessen technischer Leiter. Zudem war er Dreiachs-Ultraleicht-Pilot, Segelflieger und kannte die Verhältnisse der französischen Alpen zudem aus langjähriger Erfahrung als Gleitschirmflieger.

Mit in dem Unglücksflugzeug saß der Flugschüler Andi B. aus der Grafschaft, der noch keine dreißig Jahre alt war, jedoch über hinreichende Flugerfahrung verfügte, wie der Vorsitzende Frank Vervoort auf Anfrage der Rhein-Zeitung mitteilte. Vervoort befindet sich mit der Gruppe von Sportpiloten derzeit noch in Sisteron. „Wir sind alle sehr geschockt und müssen das erst noch verdauen“, sagte der Vorsitzende. Die genaue Ursache des Unglücks ist noch nicht geklärt. „Zwar hat es in der Region Gewitter gegeben, aber nach Aussagen von Piloten, die an diesem Tag in dem gleichen Tal unterwegs waren, war dort kein Unwetter, aber es sei sehr turbulent dort gewesen – bis jedoch die Bergungsarbeiten abgeschlossen und die örtliche Flugunfalluntersuchungsstelle ihre Ermittlungen beendet hat, bleibt die Ursache Spekulation“, so Vervoort.

„Die Flugbedingungen in den Alpen sind gänzlich anders als über relativ flachem Gebiet wie etwa dem Mittelrheintal. Es ist nicht nur besonders reizvoll, sondern vor allem von hohem Anspruch für den Piloten“, weiß der Vorsitzende. Bei dem Unglücksflugzeug handelte es sich laut Frank Vervoort um ein Segelflugzeug mit einem sehr hochwertigen, im Rumpf befindlichen Elektro-Klapptriebwerk. Die Angehörigen der Verstorbenen wurden bereits durch Norbert Mülligan, den zweiten Vorsitzenden des Luftsportvereins Mönchsheide vom Tod ihrer Angehörigen verständigt. Dieser hatte seinen Urlaub vorzeitig abgesagt. Auch andere der Mitglieder überlegen laut Vervoort, abzureisen. Ith

Wahlzeit: Jungredakteure sprechen die Sprache der Jugendlichen

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Holly Hildebrand aus Bad Breisig freut sich auf die Wahl. Am 22. September darf die 18-Jährige erstmals an die Urne. Der 22-jährige Miró Wolfsfeld aus Ahrweiler findet, dass die Politik authentische und ehrliche Menschen braucht. Und für den 19-jährigen Yannick Renz aus Dorsel ist Demokratie eine der „größten Errungenschaften der Menschheit".

 

Sie alle gehören neben Marius Reichert aus Heimersheim und Floralouisa Winkler aus Remagen zum Team der neu gegründeten Jugendredaktion, die parallel zur RZ-Lokalredaktion den Bundeskampfwahlkampf in der Rhein-Zeitung begleiten wird. Denn die Berichterstattung in der heißen Phase läuft diesmal anders, als es die Leser gewohnt sind. Jede RZ-Redaktion hat unter dem Motto „Wahlzeit!" ein Paket geschnürt, das auch die junge Generation neugierig auf Politik machen soll.

 

Schon bei der ersten Redaktionskonferenz bestätigten die Mitglieder der Jungredaktion, was auch Studien immer wieder belegen: Die meisten Jugendlichen interessieren sich nicht sonderlich für Politik. Redeten sich die Eltern in den 70er-Jahren bei Diskussionen noch die Köpfe heiß über Atomkraft, Nato-Doppelbeschluss und RAF, machen Töchter und Söhne oft einen großen Bogen um die Wahlurne.

 

Die RZ-Aktion „Wahlzeit!" will die junge Generation der Demokratie bis in den letzten Wahlkreis erreichen und Mut machen - zum Einmischen, zum Mitreden, zum Diskutieren. Junge Menschen werden deshalb auch in der lokalen Berichterstattung über den Bundestagswahlkampf bis zum 22. September eine zentrale Rolle spielen. Als Reporter, Ideengeber oder Wächter über Klartext in der Sprache.

 

Deshalb wird es Jugendlektoren geben, die unsere Texte unter die Lupe nehmen und auf Verständlichkeit prüfen. Die Jugendredakteure, die von Redaktionsleiter Uli Adams und Redakteurin Beate Au als Wahlzeit-Beauftragte begleitet werden, sind nicht nur auf Terminen mit Spitzenpolitikern mit ihren Interviewfragen dabei, sondern werden auch multimedial auf Facebook und Twitter unterwegs sein und über ihre Erlebnisse und die Arbeit in der RZ-Redaktion berichten. Sie starten Umfragen unter Schülern und wollen wissen, welche Rolle die Wahl in Schule und Freizeit spielt.

 

Bereits am 23. August steht für die Jugendredaktion das erste Interview mit Polit-Promis auf dem Terminkalender. Denn bevor die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und die SPD-Direktkandidatin Andrea Nahles ihren Auftritt auf dem Platz an der Linde in Bad Neuenahr haben, werden auch die Jugendredakteure Fragen stellen.

 

Am 30. August wird die RZ-Redaktion zusammen mit dem jungen Ableger zu einer Podiumsdiskussion im Are-Gymnasium Bad Neuenahr veranstalten, zu der alle Direktkandidaten und zahlreiche Schulen eingeladen sind. Außerdem berichten wir über die Vorbereitungen zur Juniorwahl, an der im Kreis Ahrweiler sechs Schulen teilnehmen, bei der die Wahl parallel zur Bundestagswahl simuliert wird. Hier können die Schüler als Wahlhelferinnen und Wahlhelfer die Wahlprozedur selbst organisieren, bilden einen Wahlvorstand und erhalten hierfür Wahlbenachrichtigungen, Wählerverzeichnisse und Wahlkabinen.

 

 

Jugendredaktion trifft Frank-Walter Steinmeier in Sinzig

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Der Wahlkampfauftritt von Frank-Walter Steinmeier auf der Kirmes in Sinzig auf Einladung der SPD-Direktkandidatin Andrea Nahles war am Montagabend der erste Einsatz der neu gegründeten Jugendredaktion der Rhein-Zeitung in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag stellte sich spontan für Fragen zur Verfügung. Wie sie den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag erlebt haben, schildern sie hier. 

Floralouisa Winkler (18): „Auffallend habe ich gefunden, dass Steinmeier sich doch relativ lange für die einzelnen Bürger Zeit genommen und sich für ihre Fragen interessiert hat. Zudem hat er versucht, im Gespräch immer wieder den Blick auf Wahlkampfthemen zu lenken. So antwortete er auf unsere Frage, ob er spezielle Wahlkampfveranstaltungen für Erstwähler habe, mit Bildungsarbeit und Ausbau der Kitaplätze als Angebote für Jugendliche. Ich glaube, außerhalb seines Projektes „Junger Rat" (hier schlüpfen Schüler in die Rolle von Politikberatern und bearbeiten für Steinmeier ein Sachthema) ist sein Draht zu Jugendlichen nicht so groß. Ich persönlich habe mich von ihm aber ernst genommen gefühlt und glaube, dass er um die Wichtigkeit von Jugendlichen weiß. Aus der Nähe habe ich Andrea Nahles zum ersten Mal gesehen. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass sie diejenige ist, die Steinmeier sagt, wo es lang geht und ihn daran erinnert, dass er noch andere Termine hat."

Jonas Helm (18): „Auf mich machte Herr Steinmeier bei seinem Auftritt gestern einen sehr offenen, interessierten Eindruck.Er nahm sich, was mich erstaunte, verhältnismäßig viel Zeit für die Fragen und Probleme der Bürger, unterhielt sich mit ihnen auch über Lokalpolitik und persönliche Probleme. Als wir Steinmeier persönlich befragten, ist mir aufgefallen, dass er nicht immer direkt auf unsere Fragen einging, sondern schnell bei den Wahlkampfthemen der SPD angelangt ist. Positiv ist mir allerdings seine und Frau Nahles Reaktion im Kopf geblieben, als wir ihnen sagten, dass wir von der Jugendredaktion der Rhein-Zeitung kommen. Beide wirkten erfreut und interessiert, und Nahles sagte uns sofort ein Interview zu. Nahles habe ich gestern zum ersten Mal getroffen. Sie wirkte deutlich sympathischer als bei ihren Auftritten in diversen Talkshows.

Holly Hildebrand (18): „Herr Steinmeier hat recht bodenständig gewirkt für einen Politiker, der schon mal Kanzlerkandidat war. Er hat sich viel Zeit genommen für die Bürger, posierte aber auch gern für die Fotos. Was er über sein Projekt „Junger Rat" gesagt hat, klang eigentlich so, als hätte er einen guten Draht zur Jugend. Er hat ja auch eine 17-jährige Tochter. Aber man merkt schon, dass er als Politiker in einer anderen Welt unterwegs ist. Frau Nahles habe ich zum ersten Mal getroffen. Man hat gemerkt, dass sie alles organisiert hat. Ich finde sie kernig und tough. Sie hat einen festen Händedruck.

Radarkontrollen: Bürger fühlen sich abgezockt

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Und schon hatte es geblitzt: Gregor Wedding fühlte sich ertappt und zugleich als willkürliches Opfer, als er an jenem Nachmittag auf der Landgrafenstraße unterwegs war. „Ich bin einfach nur im Verkehr mitgeschwommen", erzählt er. Und zugleich fragte er sich: Warum wird hier eigentlich geblitzt? Statt einer Antwort bekam er ein paar Tage später das Knöllchen: Abzüglich der Toleranz war er 6 Kilometer pro Stunde zu schnell unterwegs gewesen. Tempo 30 ist im Bereich der Landgrafenbrücke erlaubt. 15 Euro Bußgeld waren fällig. Gregor Wedding ärgert sich. Denn als Raser kommt er sich nicht vor.

Ähnliche Erfahrungen machen seit Anfang Juni viele Autofahrer in der Kreisstadt. Bis dahin fiel die Geschwindigkeitsüberwachung in den Zuständigkeitsbereich der Polizei. Seit 1. Januar 2013 gilt indes eine geänderte Landesverordnung, wonach die Aufgabe auch von den Kommunen wahrgenommen werden kann. Die Stadt schaffte sich ein Überwachungsfahrzeug an und stellte zwei Mitarbeiter für die Verkehrsüberwachung ab. Bis zum Stichtag 31. Juli registrierten diese sage und schreibe 1382 Geschwindigkeitsverstöße – und in der Stadtkasse klingelt es. Die Soll-Einnahmen betragen bereits jetzt stattliche 39 194 Euro.

Nach eigenem Bekunden geht es der Stadt vorrangig um die Erhöhung der Verkehrssicherheit in Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Daher ist es gut, dass unsere kommunale Verkehrsüberwachung seit Anfang Juni nicht nur den ruhenden, sondern auch den fließenden Verkehr im Blick hat", lässt man aus dem Rathaus wissen. Gregor Wedding hat aber den Verdacht, dass die Stadt noch etwas ganz anderes im Blick hat: ihren Haushalt. „Die rüsten ja richtig auf, um sich ein Zubrot zu verdienen", meint er. Wenn es tatsächlich um Verkehrssicherheit ginge, müsse die Stadt doch aktiv werden, um die Gefahrenstelle zu entschärfen, statt nur Verstöße zu registrieren. Das Wort „Abzocke" kommt ihm nicht über die Lippen, doch der Gedanke ist da: Stellt die Stadt nicht ihren Radarwagen dort auf, wo sich hohe Einnahmen generieren lassen?

Die Stadt widerspricht: Die Messstellen werden nicht nach dem Verkehrsaufkommen ausgewählt, sagt sie, sondern hauptsächlich dort eingerichtet, wo schutzwürdige Bereiche innerhalb der Stadt sind. Dies habe „verkehrserzieherische Wirkung". Das Verkehrsaufkommen kann dabei durchaus hilfreich sein. Am 18. Juli registrierten die städtischen Mitarbeiter bei Messungen zwischen 17.51 Uhr und 20.22 Uhr an der Heerstraße (erlaubt: 50 Kilometer pro Stunde) beispielsweise 177 Geschwindigkeitsverstöße – der bisherige Spitzentag. Ergiebig scheint auch der Dahlienweg zu sein. Hier wurden am 30. Juli binnen zweieinhalb Stunden 131 Fahrzeuge geblitzt. Angesichts der bereits erzielten Einnahmen geht die Stadt davon aus, dass man den prognostizierten Betrag von 90 000 Euro bis Jahresende erreichen wird.

Was Wedding, der die 15 Euro brav bezahlt hat („Tempo 30 ist in Ordnung. Ich habe ja selbst Kinder") aber doch ärgert, ist die Tatsache, dass rasende Radfahrer offenbar ungeschoren davonkommen. Werden die etwa vom Radar gar nicht erfasst? Doch, sagt die Stadt, im Prinzip schon. Weil aber Fahrräder keine Kennzeichen haben, bekommen die Halter auch keine Post. Man bräuchte ein Anhaltekommando. Das steht aber nicht in den Dienstanweisungen der Mitarbeiter vom Ordnungsamt. „Außerdem wäre für die Anhaltekommandos zusätzliches Personal erforderlich", argumentiert die Stadt. „Und wo bleibt die verkehrserzieherische Wirkung?", fragt Wedding. Der Polizei hat er in dieser Hinsicht mehr zugetraut.

Von unserem Redakteur Frieder Bluhm

Bademantelgang: Verbindungstunnel ist jetzt Klotz am Bein

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Bad Neuenahr. Als eine Verschwendung von Steuergeldern sahen ihn die einen, als eine Investition in die Zukunft des Heilbades die anderen: den sogenannte Bademantelgang, der die Ahr-Thermen, das Historische Thermalbadehaus und das Steigenberger Hotel zum Ahr-Resort verbindet. Jetzt könnte er für die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN) zum Bumerang werden, der das angeschlagene Unternehmen empfindlich trifft.

Zumindest erweist sich der 138 Meter lange Verbindungstunnel mehr und mehr als Klotz am Bein. Als hypothetisch bezeichnete unlängst der Aufsichtsratsvorsitzende der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN), Prof. Dr. Hansheinz Kreuter, im RZ-Interview die Frage, was es für das Unternehmen bedeutet, falls die Stadt die Ahr-Thermen nicht kaufen will. Bekanntlich will sich die AGBN von ihrem hochdefizitären Thermalbad trennen.

Doch so einfach dichtmachen könnte sie die Ahr-Thermen nicht. Denn dann müsste die AGBN womöglich öffentliche Fördergelder zurückbezahlen, die das private Unternehmen vom Land erhalten hat. Es geht um Millionen.

Zur Erinnerung: Ende Januar 2009 wurde der Bademantelgang vom damaligen AGBN-Vorstand, Kurdirektor Rainer Mertel, und Wirtschaftsminister Hendrik Hering eröffnet. Mehr als zehn Jahre hatte es von der Idee bis zur Realisierung des 2,8 Millionen Euro teuren Projektes gebraucht. 75 Prozent steuerte das Land bei, die restlichen 25 Prozent wurden von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr aufgebracht. Mertel sah in dem Bademantelgang das Vehikel, um die drei Destinationen zum Ganzjahreserlebnis werden zu lassen. So werde ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen, an dem die ganze Region partizipieren könne. Das rechtfertige auch, dass die öffentliche Hand mit mehr als 2 Millionen Euro beteiligt sei. Doch der Erfolg blieb aus. Nicht zuletzt die Bauarbeiten für den Bademantelgang hielten Besucher fern. Das zeigte sich bereits 2009. Das Defizit der Ahr-Thermen stieg. Im Sommer 2010 räumte Kreuter, seinerzeit Interimsvorstand der AGBN, auf der Hauptversammlung ein, die mit dem Bademantelgang verbundenen Erwartungen hätten sich nicht erfüllt.

Seitdem ist es still geworden um das einstige Prestigeprojekt. Lediglich im - bereits abgelehnten - Kaufangebot an die Stadt hinsichtlich der Ahr-Thermen taucht der Tunnel wieder auf: Hier wird als eine Gegenleistung der Stadt die Einräumung eines unentgeltlichen Erbbaurechtes beziehungsweise einer unentgeltlichen Dienstbarkeit für den Bademantelgang vorgeschlagen. Sichergestellt werden müsse, dass der Verbindungsgang nutzbar bleibe - zumindest bis 2029. So lange nämlich ist die Laufzeit des Zuschusses. Erst danach wäre die AGBN vor Rückzahlungsforderungen sicher.

Von unserem Redakteur Frieder Bluhm


Wer gewinnt im Wahlkreis Ahrweiler? Sieben treten an

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Kreis Ahrweiler - Am Sonntag, 22. September, 18 Uhr, wird es entschieden sein: Dann steht fest, wer unsere Region in den kommenden vier Jahren im Bundestag vertreten wird. Sieben Direktkandidaten bewerben sich im Wahlkreis 199 um die Gunst der Wähler.

Die besten Aussichten, dem neuen Bundestag anzugehören, haben einmal mehr Mechthild Heil und Andrea Nahles. Sie traten auch schon bei der vergangenen Bundestagswahl an. Die anderen fünf Politiker kandidieren erstmals für das Parlament.

Die CDU schickt, wie schon 2009, Mechthild Heil ins Rennen. Sie trat vor vier Jahren erstmals an und konnte auf Anhieb das Direktmandat gewinnen. Auf die 52-jährige Architektin aus Andernach entfielen 45,5 Prozent der Erststimmen. Im Bundestag hat Heil die Aufgabe der Verbraucherschutzbeauftragten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion übernommen. Die Politikerin gehört zudem dem Kreistag Mayen-Koblenz und dem Andernacher Stadtrat an. Während Heil bei der Nominierung zur Direktkandidatin 94 Prozent der Wahlkreis-Delegiertenstimmen errang, konnte sie bei der Aufstellung der Landesliste ein noch besseres Ergebnis erzielen: Mit 97,9 Prozent Zustimmung wurde sie auf Platz sieben der CDU-Landesliste platziert und errang das beste Ergebnis der ersten zehn Listen-Kandidaten.

Noch längere bundespolitische Erfahrung als Heil hat die Kandidatin der SPD: Andrea Nahles. Sie gehörte dem Bundestag schon einmal von 1998 bis 2002 an und ist seit 2005 erneut Abgeordnete. Die Literaturwissenschaftlerin aus Weiler (VG Vordereifel) ist seit 2009 SPD-Generalsekretärin. Vor vier Jahren errang die 43-Jährige 24,9 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis, konnte aber über die Landesliste ihrer Partei in den Bundestag einziehen. Letzteres wird ihr mit Sicherheit auch diesmal gelingen, ist sie doch Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen SPD und steht auf Platz eins der Landesliste. Beim Nominierungsparteitag der Landes-SPD erhielt sie allerdings nur 76 Prozent der Delegiertenstimmen. Sehr viel besser war das Ergebnis bei der Nominierungskonferenz im heimischen Wahlkreis: 97,1 Prozent der Stimmen entfielen auf sie.

Mit 34 Jahren ist Peter Michael Salzmann der jüngste Direktkandidat im Wahlkreis 199. Er tritt für die FDP an. Salzmann ist als Arbeitsvermittler beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen in Mayen tätig und engagiert sich in seiner Freizeit als Gewerkschafter bei der Vereinigung der Beschäftigten der Berufs- und Arbeitsmarktdienstleister. Auf der Landesliste seiner Partei belegt er Platz 17. Er tritt unter anderem für Volksabstimmungen ein und will lieber den Verteidigungshaushalt kürzen als bei der Bildung sparen.

Die Grünen setzen auf den 51-jährigen Klaus Meurer. Er ist Sprecher des Grünen-Kreisverbandes Mayen-Koblenz und stellvertretendes Mitglied in der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald. Meurer ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Dr. Rahim Schmidt tätig und wohnt in Münstermaifeld. Meurer plädiert unter anderem für eine Reform der Gesundheitspolitik: Prävention statt Operation müsse die Devise lauten.

Marion Morassi will es für die Linke wissen. Die 50-Jährige ist Sprecherin des Kreisverbandes Ahrweiler der Linken und gehört als Schriftführerin dem Landesvorstand ihrer Partei an. In ihrer Heimatstadt Bad Neuenahr leitet die gelernte Hotelfach- und Reiseverkehrsfachfrau selbstständig ein Reisebüro. Die Frauen- und Gleichstellungspolitik ("Gleicher Lohn für gleiche Arbeit") gehört zu ihren Arbeitsschwerpunkten.

Er bezeichnet sich selbst als Sozialpirat, der gegen Alters- und Kinderarmut sowie für eine ausreichende Unterstützung von Erwerbslosen streitet: Der Diplom-Biologe Gernot Reipen ist der Direktkandidat der Piratenpartei. Der 58-Jährige wohnt in Glees.

ÖDP-Kandidat Rainer Josef Hilgert ist 60 Jahre alt, lebt in Münstermaifeld, wo er dem Stadtrat angehört, und ist selbstständiger Unternehmer. Hilgert nimmt den Spitzenplatz seiner Partei auf der Landesliste ein und bezeichnet sich als einen ökologisch und wertkonservativen Politiker, der für eine möglichst schnelle Umsetzung der Energiewende plädiert.

Von unserem Mitarbeiter Albrecht Kahl

Marienthal: Keine Frankensiedlung auf KZ-Gelände

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Marienthal - Der Verein Frankensiedlung Nithrindorp hat sich von seinen Plänen verabschiedet, am ehemaligen Regierungsbunker oberhalb der Klosterruine Marienthal auf dem Gebiet der Gemeinde Grafschaft eine Siedlung nach fränkischem Vorbild zu errichten.

"Von diesem Standort sind wir komplett ab", bestätigte der Vorsitzende Mathias Heeb. Auf der Mitgliederversammlung am morgigen Samstag wird es um alternative Standorte gehen - aber nicht mehr um Standorte in der Gemeinde Grafschaft.

Zweifel an der Eignung des Grundstücks waren aufgekommen, nachdem im Juni aufgefallen war, dass sich hier eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald befunden hat. In dem "Lager Rebstock" hatten 1944 in den unterirdischen Tunneln der nie fertiggestellten Bahnlinie zwischen Ahrweiler und Dernau Hunderte KZ-Häftlinge unter schlimmsten Bedingungen Zubehör für die sogenannte Wunderwaffe V2 produzieren müssen. Obwohl seit Monaten die Pläne des Vereins bekannt waren, hatte es zuvor keine öffentlich geäußerten Bedenken wegen der historischen Vorbelastung des Grundstücks gegeben - weder seitens der Bundsanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die das Grundstück verwaltet, noch seitens der Gemeinde Grafschaft, die das Grundstück für den Vereinszweck selbst favorisiert hatte.

Mathias Heeb hatte zunächst noch Hoffnung, an dem Standort festhalten zu können. Zum Sinneswandel geführt hat offenbar ein Ortstermin, an dem neben dem Vereinsvorsitzenden unter anderem der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem, der Bürgerbeauftragte des Landes, Dieter Burgard, sowie Uwe Bader von der Landeszentrale für politische Bildung und Leiter des NS-Dokumentationszentrums Rheinland-Pfalz, teilgenommen haben. Letzterer soll bei dem Gespräch Ende Juli, über das Vertraulichkeit vereinbart wurde, darauf hingewiesen haben, dass es einen "Sturm der Entrüstung" geben werde, sollte das Gelände der ehemaligen KZ-Außenstelle für eine Freizeitanlage genutzt werden.

Zustande gekommen war das Treffen auf Vermittlung des Vorsitzenden des Bürgervereins Synagoge Bad Neuenahr-Ahrweiler, Klaus Liewald, der auch Mitglied im Verein Frankensiedlung Nithrindorp ist. "Wir werden das Thema in Zukunft aufarbeiten müssen", sagt Liewald und meint mit "wir" die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz. Auch die Gemeinde Grafschaft macht sich Gedanken, wie künftig mit dem vergessenen Kapitel der jüngeren Vergangenheit umgegangen werden soll. Es gibt Überlegungen, das Grundstück zu übernehmen und - gemeinsam mit der Dokumentationsstätte Regierungsbunker - für eine Gedenkstätte zu nutzen. Beispielsweise als Ort für eine Fotodokumentation. "Diesen Aufwand hätte das Thema verdient", meint Juchem. In der kommenden Woche führt die Grafschaft Gespräche mit der Bima, an denen sich auch die Kreisstadt beteiligt, deren Grund und Boden ebenfalls tangiert ist.

Für den Franken-Verein bedeutet die Aufgabe des vermeintlich idealen Standortes einen herben Rückschlag. "Wir fangen wieder bei null an", sagt Heeb. Zwar hatte die Gemeinde Grafschaft insgesamt fünf alternative Standorte für eine entsprechende Bauleitplanung vorgeschlagen, doch laut Heeb richtet der rund 100 Mitglieder zählende Verein sein Interesse nunmehr auf Standorte außerhalb der Grafschaft. Zwei Grundstücke seien in der engeren Wahl. Mehrere Anläufe, auf Grafschafter Gebiet einen Standort zu finden, waren bereits zuvor gescheitert.

Von unserem Redakteur Frieder Bluhm

SPD: "Kraft"-voll in den Wahlkampf

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Bad Neuenahr. Sie fällt auf in der Menge. Nicht wegen ihrem neuen Kurzhaarschnitt, ihrer markanten, tiefen Stimme oder weil sie ein bekanntes Gesicht hat: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft trägt einen Zweiteiler in knalligem Türkis und bildet damit einen harten Kontrast zu der roten Wahlkampfdekoration am SPD-Stand am Platz an der Linde in Bad Neuenahr. Um 13 Uhr war sie am Freitag angekündigt, eine halbe Stunde später kommt sie samt Parteikollegin und SPD-Direktkandidatin im Kreis Ahrweiler, Andrea Nahles, an. "Das Alter trennt uns", sagt die 52-Jährige. Doch seit Langem verbindet die Frauen eine "politische Freundschaft".

Schnell bilden sich dicke Menschentrauben um die SPD-Politikerin. Aber das scheint ihr nichts auszumachen. Zielgerichtet geht Kraft auf zwei junge Männer zu. Der eine trägt eine Handwerkerhose und hat die Hand, in der er eine Zigarette hält, gesenkt. Der andere steckt in einer Trainingsjacke, eine Käppi sitzt ihm lässig auf dem Kopf. Die Ministerpräsidentin will wissen, wie der Werdegang der beiden ist und seit wann sie sich für Politik interessieren. Der junge Mann mit der Zigarette erzählt von der Schule, die nie "sein Ding" war, von dem mittelmäßigen Abschluss, und wie er nun trotzdem die Kurve kriegen will. "Manchmal kapiert man es erst später", sagt Hannelore Kraft verständnisvoll. "Auch das ist SPD-Politik: Dass man eine zweite oder dritte Chance bekommt und trotzdem noch studieren kann." Mit einem beherzten "Haut rein" wünscht die Mutter eines Sohnes den beiden alles Gute und wendet sich ihren rund 150 weiteren potenziellen Wählern zu.

Jede Stimme zählt

Die Besucher haben einen dichten Ring um Kraft gebildet, manche drängeln sich vorbei, um sie zu fotografieren. Die Politikerin lächelt, schüttelt jede ihr gereichte Hand, gibt Autogramme, auch auf eine Regenjacke und einen Gipsarm. Eine Frau bringt ihre zwei kleinen Enkel mit, die Ministerpräsidentin geht in die Hocke und plauscht auch kurz mit den Kindern, die gar nicht zu realisieren scheinen, was der ganze Trubel soll. "Wir müssen jede Stimme mobilisieren", sagt eine Parteigenossin aus dem Kreis. Die Sozialpartei will Präsenz zeigen, auf der Straße, aber auch mit Ständen zum Beispiel bei Rock am Ring. "Bescheuert, dass die die Wahl nicht gewinnen hören", sagt ein Besucher lautstark. "Die soll sich anstrengen, dass sie Steinbrück überholt." Einer ähnlichen Meinung ist auch der Herr, der Hannelore Kraft gerade seine Aufwartungen macht: "Ich finde, sie sind eine wunderschöne, tolle Frau - wollen sie nicht in vier Jahren kandidieren?"

Kraft gibt sich siegessicher

Das kommt für Kraft nicht in die Tüte: "Nein, der Peer Steinbrück wird gewinnen und in vier Jahren wieder kandidieren. Das weiß ich!" Langsam lichtet sich die Menschenmenge um sie herum. "Kann ich noch jemanden helfen?", fragt die Politikerin in die Menge. Als niemand antwortet, wendet sich Kraft dem SPD-Stand zu. Das Mikro funktioniert nicht, deshalb setzt die 52-Jährige ihre Stimme als Verstärker ein: "Ich stehe hier und bin das lebendige Beispiel, dass Umfragen keine Wahlergebnisse sind." Die wenigen verbliebenden Menschen applaudieren und lauschen ihrer Ansprache. Mindestlöhne, sichere Jobs und gute Renten, das alles will die SPD durch Mehrbesteuerung der "oberen fünf Prozent" bezahlen - auch Hannelore Kraft würde dann mehr abgeben müssen.

Nach gut zwanzig Minuten ist der Auftritt vorbei. Hannelore Kraft muss weiter und steigt auf die Rückbank ihrer schwarze Limousine - es sind noch viele Hände bis zum 22. September zu schütteln.

Von unserer Reporterin

Charlotte Scharf

Symposium in Bad Neuenahr: Energiewende von allen Seiten beleuchtet

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Bad Neuenahr - Die Energiewende im Allgemeinen und eine Bestandsaufnahme für das vom Kreistag im Juni 2011 formulierte Ziel, bis zum Jahr 2030 bilanziell auf erneuerbare Energien umgestiegen zu sein, standen am Samstag im Mittelpunkt des vom BUND veranstalteten Energiesymposiums im Are-Gymnasium.

Reinhard van Ooyen, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Ahrweiler, konnte dazu rund 50 interessierte Bürger aus dem Kreisgebiet begrüßen. "Die Energiewende im Kreis muss von unten durch die Bürger in den Kommunen erfolgen. Die politische Einigkeit des Kreistags seinerzeit ist der erste Erfolg gewesen. Heute steht das Thema auf der täglichen Agenda", machte Landrat Jürgen Pföhler, zugleich Schirmherr des Symposiums, deutlich. Zudem unterstrich er, dass die Windenergie einen (wenngleich auch überschaubaren) Beitrag zum Energiewandel leisten werde.

Hinsichtlich immer wieder geäußerter Kritik entgegnete der Landrat: "Der Kreis hat die Windenergie nicht verschlafen. Bis Fukushima war diese aber selten erwünscht und daher kaum diskutiert." Und noch etwas machte Pföhler deutlich: "Die Entscheidung zur Ausweisung von Flächennutzungsplänen und den daraus zu entwickelnden Bebauungsplänen liegt aufgrund der kommunalen Selbstverwaltung bei unseren Verbands- und Ortsgemeinden." Grundsätzlich sei aufgrund der Tatsache, dass rund 94 Prozent der Fläche des Kreises unter Landschaftsschutz stehe, das Potenzial für Windenergieanlagen sehr gering.

Auf die schlechte Positionierung im landesweiten Vergleich der Kreise sagte Pföhler: "Mit der Solarstrom-GmbH, der Umwelt-Lern-Schule, dem Solarkataster, einem Gymnasium im Passivhausstandard sowie der konsequenten energetischen Erneuerung aller kreiseigenen Schulen haben wir schon einiges bewegt."

Um eben jene wenigen Flächen dennoch effektiv nutzen zu können, forderte Harald Neumann, BUND-Vorsitzender in Rheinland-Pfalz, eine übergeordnete Steuerung. "Die Ausweisung von Vorranggebieten muss dringend erfolgen. Nicht minder wichtig ist das Repowering, also die technische Aufrüstung von bestehenden Anlagen auf konzentrierten Flächen", machte er deutlich. Wenn zugleich auch noch die Ausschlussflächen berücksichtigt werden, könne auch der BUND der Windenergie zustimmen. Aber: "Ein 360-Grad-Blick auf Windräder geht auf keinen Fall." Klare Worte der Ablehnung einer "Verspargelung" fand auch Geograf Jürgen Haffke, der in seinem Referat den Kreis Ahrweiler als Natur- und Kulturraum vorstellte. "Jede unnatürliche vertikale Erhebung, das gilt für Windräder ebenso wie für Brücken oder riesige Bauwerke, wirkt störend.

Rund 84 Prozent der Fläche des Kreises Ahrweiler sind bewaldet oder werden landwirtschaftlich genutzt. Diese Erholungs- und Freiräume müssen erhalten bleiben", machte Haffke deutlich. Bei der Diskussion von erneuerbaren Energien seien daher horizontale Bauwerke, wie sie für Fotovoltaikanlagen erstellt werden, zu bevorzugen. Auf die Schwierigkeiten bei der Kombination von Energiewende und Naturschutz ging Manfred Braun, Ornithologe bei der SGD Nord, in der Vorstellung des Vogelschutzgebietes "Ahrgebirge" ein. "Mit einer Fläche von rund 30 500 Hektar ist das Schutzgebiet weit ausgedehnt und strahlt in viele scheinbare Potenzialflächen für Windenergie aus", unterstrich Braun.

Das Schutzgebiet zählt zu landesweit 57 Vogelschutzgebieten. Diese machen mit den rund 120 Flora-Fauna-Habitat-Flächen knapp 25 Prozent der Gesamtfläche von Rheinland-Pfalz aus.

Praktische Berechnungen zum erneuerbaren Energiemix und einen Einblick in die umfangreichen und zeitaufwendigen Planungs- und Bauphasen für eine Windkraftanlage lieferten Wolfgang Schlagwein und Gereon Schürmann in ihren Ausführungen. "Erneuerbare Energien brauchen Fläche. Das ist und wird auch in der Zukunft die begrenzende Variable sein. Wir müssen uns daher Gedanken machen, wie viel der Kreisfläche für diese Energien ausgewiesen werden soll", so Schlagwein, der für die Grünen im Kreistag sitzt. Auch wenn der derzeitige Energiebedarf des Kreises, rund 3300 Gigawatt jährlich, aus erneuerbaren Energien zu decken sei, gelte es vielmehr, den Energieverbrauch in Haushalten, Gewerbe, Industrie und Verkehr zu reduzieren. Die Energiewende sei daher untrennbar mit einer Kulturwende verbunden.

Gereon Schürmann, Mitbegründer der Luftstrom Energiegesellschaft, sorgte für einen Überblick zum planerischen und zeitlichen Ablauf von der ersten Idee über den Bau und die Nutzung bis hin zum Rückbau einer Windenergieanlage. In der anschließenden, von RZ-Redaktionsleiter Uli Adams moderierten Diskussion, wurde die Notwendigkeit des koordinierten Handels einmal mehr deutlich. Umso erfreulicher die Nachricht von Landrat Pföhler: Die regionale Energieagentur des Landes erhält ihren Sitz in der Kreisverwaltung. Dort werden in naher Zukunft zwei hauptamtliche Kräfte für Beratung und Koordinierung der vielen Bestrebungen zum Energiewandel zur Verfügung stehen.

Fazit des gut fünfstündigen Symposiums: Jeder ist zur Bewältigung der Energiewende eingeladen und zugleich auch aufgefordert. Für den Kreis Ahrweiler sollte das Thema daher nicht zerredet werden. Die Frage, ob man in 17 Jahren scheitern wird, kann und darf nicht im Mittelpunkt eines jeden Dialoges stehen.

Von unserem Mitarbeiter Andreas Wetzlar

RZ-Jungredaktion im Interview mit Andrea Nahles und Hannelore Kraft

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Kreisstadt. 140 Termine absolviert Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Bundestagswahlkampf. Sehr zur Zufriedenheit von Andrea Nahles. "Ich kann als Generalsekretärin nicht behaupten, dass das alle machen", sagt die SPD-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 199.

Über diesen einen Termin dürfte sie besonders froh gewesen sein, nämlich den gemeinsamen am Freitag in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Bevor die beiden SPD-Spitzenpolitikerinnen auf Tuchfühlung mit der Bevölkerung gingen, besuchten sie die Redaktion der Rhein-Zeitung. Und trafen dort auf die gut vorbereitete Jugendredaktion, die den Wahlkampf aus dem Blickwinkel junger Wähler begleitet. Deren Fragen stellten sich Andrea Nahles und Hannelore Kraft in einem halbstündigen Gespräch.

Miró (22): Ihre Partei hat den Aktionstag "Kitas statt Betreuungsgeld" veranstaltet. Ich bin Erzieher und frage mich: Warum sollte den Familien die Entscheidung genommen werden?

Kraft: Wir SPD-Politiker wollen niemandem vorschreiben, wie er oder sie sich zu entscheiden hat. Aber eine echte Wahlfreiheit gibt es nur dann, wenn für alle, die einen Kita-Platz wollen, auch ein Platz da ist. Das hat oberste Priorität, und deshalb muss das Geld dafür zur Verfügung gestellt werden, Plätze zu schaffen, und zwar qualitativ hochwertige Plätze.

Nahles: Wir könnten das überhaupt nicht für Familien entscheiden. Das wäre verrückt. Ich will ja auch nicht, dass jemand für mich entscheidet, wie ich das mit meiner Tochter mache. Die Frage lautet: Ist das Geld nicht völlig falsch investiert? Das ist unsere Kritik.

Wie sinnvoll ist die Frauenquote? Oder wäre es nicht sinnvoller, allein die persönlichen Fähigkeiten zum Auswahlkriterium für eine Stelle zu machen?

Kraft: Wenn das so wäre, dann wäre es ja in Ordnung. Aber leider ist es nicht so. Denn anders kann man es ja nicht erklären, dass Frauen die besten Abschlüsse machen, aber sie irgendwann an eine gläserne Decke stoßen, wenn es um Positionen ganz oben geht. Wir haben es jetzt lange mit Freiwilligkeit probiert, aber das hilft erkennbar nicht.

Yannick (19): Die Politikverdrossenheit ist sehr groß. In meiner Generation interessieren sich die wenigsten für Politik. Wo liegen die Hauptgründe, und was wollen Sie dagegen tun?

Nahles: In meinem Abiturjahrgang waren wir auch nur drei, die sich wirklich politisch aktiv geoutet haben. Das war 1989. Und es ist nicht besser geworden. Wir versuchen, junge Leute auf den Kanälen zu erreichen, die sie nutzen. Facebook etwa. Und zweitens: Wir wollen Angebote machen, zum Beispiel eine Mietpreisbremse. Gerade in Universitätsstädten sind die Mietpreise viel zu hoch. Wir wollen auch das Bafög dynamisieren. Das wird immer nur alle sieben bis acht Jahre mal angepasst. Die Lebenshaltungskosten steigen aber schneller. Und zuletzt: Wir als SPD haben uns vorgenommen, gerade auf die Unentschlossenen und Skeptischen zuzugehen. Wir machen fünf Millionen Hausbesuche, von Tür zu Tür. Wir wollen dahin gehen, wo die Wahlbeteiligung besonders niedrig ist.

Kraft: Ich sehe das gar nicht so dramatisch. Ich finde, dass viele interessiert sind, wenn es um konkrete Themen geht. Etwa die Geschichte mit Edward Snowden - das ist Politik und bewegt junge Menschen. Oder wenn wieder Rechtsextreme vor Asylbewerberunterkünften stehen wie jetzt in Berlin, dann sind es erkennbar auch viele junge Leute, die dagegenhalten und den Rechtsstaat und die Demokratie verteidigen. Ich bin gar nicht so mutlos.

Wie sind Sie mit Politik in Berührung gekommen?

Kraft: Ich war schon immer ein politischer Mensch. Ich habe mein Studium mit Arbeiten verdient und habe ziemlich intensiv Sport betrieben. Und irgendwann, wenn man merkt, wie wichtig Politik ist, wenn man sich ärgert und Dinge verbessern will, dann macht man auch bei Politik mit.

Nahles: Ich habe mich auch erst mit 18 politisiert, nicht schon mit 16, und habe dann mit 19 den Schritt in die Politik gemacht - genau das richtige Alter.

Haben Sie politische Vorbilder, zu denen Sie aufblicken können?

Kraft: Klassische Vorbilder nicht. Aber ich bin gerade in diesem Jahr unheimlich stolz auf diese 150 Jahre Sozialdemokratie, die wir feiern. Wenn man in einen Ortsverein fährt, der sein 100-jähriges Bestehen feiert, und wenn man sieht, unter welch schwierigen Bedingungen unsere Mitglieder gekämpft und oft sogar ihr Leben gegeben haben für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität: Das ist für uns eine Verpflichtung, das macht mich stolz. Und das Zweite ist: Ich habe mal versucht, so zu reden wie Gerhard Schröder!

Nahles (lacht): Das kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen …

Kraft: Das hat auch nicht geklappt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich gemerkt habe: Du musst einfach reden wie Hannelore Kraft. Politik muss mit dem zu tun haben, wer du bist, dann ist sie auch glaubwürdiger.

Nahles: Mein Vorbild ist nicht Willy Brandt, sondern Helmut Kollig aus Kottenheim. Er war einer meiner Lehrer an der Realschule für Deutsch und Geschichte. Und gleichzeitig ein Riesenkarnevalist, der auf der Kottenheimer Karnevalsbühne brillierte. Er hat uns vermittelt, ernsthaft für mehr Demokratie einzustehen, aber trotzdem viel Spaß zu haben. Willy Brandt habe ich nicht persönlich gekannt. Aber Kollig habe ich gekannt, und den fand ich überzeugend. Es ist oft nicht die große Figur, jedenfalls war sie es nicht bei mir, sondern es sind konkrete Leute, die du kennenlernst und die dir etwas bedeuten, die zu Vorbildern werden.

Floraluisa (18): Ist es schwieriger, sich als Frau in der Politik durchzusetzen?

Nahles: Ich würde sagen: Ja!

Kraft: Wir Frauen haben Vor- und wir haben Nachteile in der Politik. Als Frau kannst du leichter auch mal Gefühle zeigen. Männer haben es da schwerer. Bei Peer Steinbrück konnte man sehen, dass das sofort Riesenschlagzeilen verursacht, wenn er emotional reagiert. Ich habe früher Unternehmensberatung gemacht, da ist man auch immer in einem männlichen Umfeld. Um sich zu behaupten, muss man die männliche Kommunikation, die Körpersprache, die Argumentationstechnik kennen. Das konnte ich später in der Politik gut gebrauchen.

Nahles: Ich war die erste Frau im Gemeinderat Weiler. Und ich weiß noch, dass sie sich dort gefragt haben, ob sie die Kiste Bier wie bisher in die Mitte des Raumes stellen können, wenn ich dazukomme (lacht). Nachher auf Bundesebene war es leichter, da waren Frauen in der Politik selbstverständlicher.

Würden Sie gern am politischen System in Deutschland etwas verändern? Beispielsweise mehr Direktdemokratie einführen?

Nahles: Ich finde, eine Legislaturperiode von fünf Jahren, wie wir sie in den Ländern haben, wäre auch auf Bundesebene gut. Wenn man eine größere Reform macht, braucht man schon mal zwei, drei Jahre. Und wir kämpfen seit Jahren für einen Volksentscheid auch auf Bundesebene. Die SPD hat zusammen mit den Grünen zweimal einen entsprechenden Gesetzentwurf eingebracht. Es braucht aber eine Zweidrittelmehrheit, um die Verfassung zu ändern - dieses Quorum haben wir leider nie erreicht.

Kraft: Das Wahlrecht würde ich gern verändern. Wir wollen in NRW das Wahlalter auf 16 senken. Und wir sind für ein Wahlrecht gerade auf kommunaler Ebene für diejenigen, die schon lange Zeit bei uns leben, damit sie mitentscheiden können, auch wenn sie einen anderen Pass haben. Direkte Demokratie birgt auch Risiken. Wer macht eine Kampagne und wer bezahlt sie? Wenn sich am Ende eher die mit viel Geld durchsetzen können, ist demokratisch auch nicht alles im grünen Bereich.

Worauf muss sich ein 20-Jähriger heute gefasst machen für die Zukunft?

Nahles: Es wird in Zukunft leichter möglich sein, einen Arbeitsplatz zu finden und Arbeitgeber, die bereit sind, ein Stück weit auf die persönliche Lebenssituation einzugehen, weil wir Fachkräfte dringend brauchen. Ich glaube, dass sich die Stellung von Arbeitnehmern tendenziell verbessert. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass es wahrscheinlich trotzdem gleichzeitig Millionen Menschen geben wird, die keine Arbeit haben, weil sie - an welchem Punkt auch immer in ihrem Leben - nicht mitgekommen sind, keinen Berufs- oder Schulabschluss haben. Deswegen sehe ich die Aufgabe politisch darin, alle mitzunehmen und keinen zurückzulassen.

Also sind Sie da eher pessimistisch?

Nahles: Nein. Ich könnte mir vorstellen, dass angesichts des demografischen Wandels Gemeinsinn, Gemeinschaft und Nachbarschaft wieder mehr gefragt sind. Die Gesellschaft wird solidarischer werden müssen. Das ist meine Hoffnung. Ich denke nicht in Schreckensszenarien, wenn ich an die Zukunft denke.

Auf der Flucht: Polizei fahndet nach dreistem Hoteldieb

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Der Fall liegt schon einige Tage zurück, doch erst jetzt wedet sich die Polizei an die Öffentlichkeit. Tatzeit war der 12. August, ein Montag, um 13.45 Uhr, Tatort das Hotel Aurora an der Georg-Kreuzberg-Straße in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Eine bislang unbekannte männliche Person betrat vom rückwärtigen, gartenseitigen Eingang aus das Hotel und entwendete 500 Euro aus dem Büro. Der Täter flüchtete über die rückwärtige Türe durch den Garten in Richtung Wolfgang-Müller-Straße zum Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr. Eine zweite männliche Person soll im Gartenbereich auf den Täter gewartet haben.

Der Haupttäter wird wie folgt beschrieben:  1,75 Meter groß, kurze, dunkle Haare mit stark ausgeprägten Geheimratsecken, 40-45 Jahre alt, untersetzt, bekleidet mit Jeans und einem blauen T-Shirt mit der Aufschrift „Top's Motorcycle" sowie einem Motorrad-Symbol

Die Polizei fragt: Wer kennt den Täter bzw. kann Hinweise geben, die im Zusammenhang mit der Tat stehen? Hinweise nimmt die Polizei in Bad Neuenahr-Ahrweiler unter Telefon 02641/974-0 entgegen.

Ursulinen vom Calvarienberg: Bürger sagen Dank für 175 Jahre Seelsorge

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Ahrweiler - Seit 175 Jahren sind die Ordensschwestern der Kongregation der Ursulinen auf dem Calvarienberg beheimatet. Es war genau am 28. August 1838, als die ersten Ordensschwestern der Ursulinen unter der Leitung von Mutter Teresia Schäfer auf dem damals weitgehend ungenutzten Calvarienberg eine neue Heimat fanden.

Genauso wie es damals am ersten Tag ablief, wird morgen um 15 Uhr zuerst mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius dieses Ereignisses gedacht. Dr. Georg Holkenbrink, Bischofsvikar für die Ordensleute aus Trier, wird den Gottesdienst leiten. Dazu sind natürlich neben allen Gläubigen aus Ahrweiler auch die Jugendlichen der beiden Schulen auf dem Calvarienberg eingeladen. Sie haben an diesem Nachmittag keinen Unterricht.

Nach dem Gottesdienst geht es in einer Prozession durch Ahrweiler und über die Ahrtorbrücke hinauf zum Calvarienberg. In der dortigen Kirche wird ein Te Deum gefeiert, ehe dann mit vielen Gästen im Klosterbereich der weltliche Jubiläumsempfang stattfindet. "Es wird sicher so manche Rede gehalten werden", vermutet Schwester Gisela Büsgen, Vertreterin der Generaloberin Schwester Maria Monheim. Das altehrwürdige Kloster, zu dem ein barocker 14 Stationen umfassender Kreuzweg aus dem Jahr 1732 hinaufführt, steht auf keiner gewöhnlichen Anhöhe, denn im Jahr 1996 wurde der Calvarienberg in den "Atlas der europäischen Heiligen Berge (Sacri Monti), Kreuzwege und Andachtsstätten" aufgenommen.

Als heilig sah ihn der Überlieferung nach schon im Jahr 1440 ein hochachtbarer Ritter an. Zurück aus dem Heiligen Land entdeckte er Ähnlichkeit von Ahrweiler mit Jerusalem. In der Ahr glaubte er den Bach Cedron wiederzufinden, der anmutige Hügel auf der Südseite der Stadt, Kop genannt, erschien wie der Calvarienberg und die Entfernung vom Hügel bis zur Pfarrkirche war identisch mit der vom Calvarienberg in Jerusalem bis zum Prätorium des Pilatus.

Die tief gläubigen Christen aus Ahrweiler errichteten schnell auf dem Berg, der jetzt Calvarienberg genannt wurde, ein erstes Gotteshaus, das bereits für das Jahr 1502 erstmalig schriftlich nachzuweisen ist. Der Berg entwickelte sich schnell zu einer viel besuchten Wallfahrtsstätte. 1603 errichteten die Franziskaner auf dem Calvarienberg ein Kloster. 1664 wurde der Grundstein für die noch heute bestehende Kirche gelegt. 1803 zwang Napoleon im Zuge der Säkularisation die Franziskaner 1803, den Berg zu verlassen und das Kloster aufzugeben. Es wurde französisches Nationaleigentum und war fortan im Privatbesitz. Als das Ursulinenkonvent in Monschau nach einer neuen Unterkunft suchte und 1837 von dem leer stehenden Kloster an der Ahr erfuhr, siedelten die Schwestern nach langen Verhandlungen am 28. August 1838 nach Ahrweiler um. Ihre apostolische Aufgabe sahen und sehen die Schwestern auf dem Calvarienberg vor allem im Bereich von Bildung, Erziehung und Seelsorge. Um diesen Zielen gerecht zu werden, sind heute eine Realschule sowie ein Gymnasium mit hervorragendem Ruf auf dem Calvarienberg beheimatet.

31 Schwestern, die Jüngste von ihnen ist 50 Jahre alt, wohnen heute auf dem Calvarienberg, zwölf von ihnen leben in der Pflegestation. So plagen Generaloberin Schwester Maria Monheim, seit dem 13. Mai dieses Jahres im Amt, sowie ihre Vorgängerin und jetzige Stellvertreterin Schwester Gisela Büsgen arge Nachwuchssorgen. Und doch schauen sie voller Hoffnung und voller Gottvertrauen in die Zukunft: Die Gnade Gottes, sind sie überzeugt, wird den Berg nicht verlassen.

Von unserem Mitarbeiter Jochen Tarrach


Männliche Leiche in Kripp gefunden

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Die Polizei bestätigte auf Anfrage der RZ den Fund der Leiche eines Mannes, die vom Wasser ans Ufer geschwemmt wurde. Derzeit versucht die Polizei die Identität des Opfers zu klären. Zur Todesursache war nichts bekannt. bea/css

Männliche Leiche gefunden: Polizei schließt Verbrechen aus

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Wie die Ermittlungen ergaben, stammt der Mann, der vom Fluss ans Ufer geschwemmt wurde, aus Andernach. Die Polizei schloss am Nachmittag einen Unfall oder Fremdeinwirkung als Todesursache aus. css

 

 

 

Unternehmerschule: Mittelstand drücktfreiwillig die Schulbank

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Kreis Ahrweiler - Das Projekt Unternehmerschule geht in die zweite Runde. Gemeinsam mit dem Netzwerk integrative Wirtschaftsförderung (NIW) hatte es die Kreisverwaltung im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Ziel der Unternehmerschule ist es, die Führungs-, Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen nachhaltig zu verbessern. Und wieder ist das Interesse groß - sehr zur Freude von Jürgen Pföhler: "Das zeigt den Erfolg der ersten Veranstaltung", sagte der Landrat gestern Abend bei der Auftaktveranstaltung zur zweiten Staffel.

Nusret Tunc, Inhaber einer Gartenbaufirma in Lantershofen, war einer der acht Teilnehmer der ersten Staffel, die mit dem zehnten und letzten Seminarblock am vergangenen Samstag endete. Skeptisch sei er gewesen, gab er zu. Am Ende aber war er mehr als zufrieden. "Das hat meinem Unternehmen wirklich geholfen", versicherte er. "Ich kann es nur jedem empfehlen."

Die meisten Firmen haben zurzeit gut zu tun. Doch wissen sie auch, ob die Rentabilität ausreichend ist? Wissen die Inhaber, Geschäftsführer, Nachfolger oder Gründer, wie sie gute Mitarbeiter bekommen und halten? Schulungsleiter Dr. Wolfgang Herz hat seine Zweifel. Nach seinen Worten soll die Schule "Hilfe zur Selbsthilfe" vermitteln, sie auf dem betriebswirtschaftlichen Sektor fit machen, damit sie ihre Zahlen kennen und sie sich etwa bei Kreditverhandlungen gegenüber ihrer Bank behaupten können. Angesprochen sind beispielsweise Firmengründer, künftige Geschäftsführer im Rahmen der Unternehmensnachfolge und Handwerker, denen der Facharbeiter und Meisterbrief nicht ausreichend erscheint. "Der Mittelstand ist das Rückgrat der heimischen Wirtschaft", erklärte Pföhler. Diesen gelte es zu hegen und zu pflegen. Die seit Jahren niedrig liegende Arbeitslosenquote sei in erster Linie ein Verdienst der mittelständischen Unternehmen.

Die Teilnehmer der ersten Staffel kamen aus Unternehmen quer durch alle Branchen, von der Gastronomie bis zum Metallbau, waren im Alter zwischen 22 Jahren und 50 plus, Jungunternehmer gehörten ebenso dazu wie alte Hasen. "Acht Teilnehmer sind die ideale Zahl", sagte Herz. Bis zu zehn können es sein. Drei Anmeldungen für die zweite Staffel, die am 28. September beginnt, liegen bereits vor.

Die Schule ist wie folgt organisiert: Zehn Schultage verteilen sich auf zehn Monate, jeweils samstags von 9 bis 17 Uhr im Kreishaus. Der Lehrplan umfasst drei Module, die auch einzeln und in Auswahl belegt werden können. In Modul 1 geht es um Führungsfähigkeit, Modul 2 thematisiert die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und Modul 3 die Wettbewerbsfähigkeit. Und wie in einer Schule üblich, gibt es auch Hausaufgaben. Beispielsweise einen Businessplan erstellen. Dafür haben die Teilnehmer dann vier Wochen Zeit

Jeder Schultag kostet 165 Euro. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) gewährt ihren Mitgliedsunternehmen einen 50-prozentigen Zuschuss. Einen Vorteil gegenüber sonstigen Beratungsangeboten sieht Herz in der Dauer der Schulung über fast ein Jahr. Das verhindere, dass Unternehmen gleich wieder in den alten Trott verfallen. Die Dozenten stehen auch zwischen den Schultagen für Rückfragen zur Verfügung.

Kontakt: Dr. Wolfgang Herz, 02641/359 790, oder E-Mail: mail@dr-herz.de

Von unserem Redakteur Frieder Bluhm

Jugendliche berauben 43-Jährigen: 60 CDs erbeutet

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Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, kam es bereits am Montagabend gegen 21.37 Uhr zu dem Vorfall. Der Mann kam zu Fuß die Unterstraße herauf und wurde dabei von drei Jugendlichen verfolgt.

Kurz vor der Einmündung Nachtigallenschlag entrissen die Jugendlichen dem Mann zwei Plastiktüten mit rund 60 CDs. Dabei wurde der Mann von einem Jugendlichen ins Gesicht geschlagen. Alle Täter waren höchstens 15 oder 16 Jahre alt, etwa 170 Zentimeter groß, hatten eine schlanke, sportliche Figur, gebräunte oder leicht braune Hautfarbe und kurzes bis mittellanges schwarzes Haar.

Der Haupttäter trug eine grüne dunkle Jacke mit gestreiften Bündchen an den Ärmeln. Kurz vor dem Überfall passierte ein brauner Pkw die Tatörtlichkeit in Richtung Schweizer Straße. Die Polizei sucht nun nach Zeugen und bittet den Fahrer sich unter Tel. 02641/9740 zu melden.

Bundesverdienstkreuz für Smolenski von der Dr. von Ehrenwall'schen Klinik

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Kreisstadt/Mainz - Für seine Verdienste um das Gesundheitswesen ist Dr. Christoph Smolenski in Mainz von Gesundheitsminister Alexander Schweitzer mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.

"Zum einen kümmern Sie sich seit vielen Jahren um die Belange der privaten Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen in Rheinland-Pfalz. Zum anderen haben Sie sich in außerordentlicher Weise für die Verbesserung der psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosomatischen Versorgung in Rheinland-Pfalz eingesetzt", lobte der Minister den 64-Jährigen.

Neben seinem beruflichen Wirken - seit 1983 als Chefarzt für Psychiatrie an der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik in Bad Neuenahr-Ahrweiler, seit 1991 als Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor der Klinik - setzt sich Smolenski seit 1994 als Vorstandsmitglied und seit 1997 als Vorsitzender des Landesverbandes für die Interessen der privaten Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen in Rheinland-Pfalz ein. Ebenfalls seit 1997 ist er Vorsitzender des Arbeitskreises der Krankenhäuser des Verbandes der Privatkliniken in Rheinland-Pfalz. Von 1991 bis 1996 gehörte er der gemeinsamen Tarifkommission der Landesverbände der Privatkliniken in Hessen und Rheinland-Pfalz an. Von 2003 bis 2006 war er Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken und arbeiteten in verschiedenen Ausschüssen des Bundesverbandes. Seit 1986 schließlich ist er Vorsitzender der leitenden Krankenhausärzte privater Kliniken.

Als Mitglied des Ausschusses für Krankenhausplanung wirkte er beratend bei der Landeskrankenhausplanung für Rheinland-Pfalz mit. "Sie stehen der Landesregierung jederzeit beratend zur Verfügung - und das kostenlos", hob Schweitzer hervor. Auch beim Aufbau der psychiatrischen Netze und der Umsetzung der Psychiatrie-Enquete des Bundes im Landkreis Ahrweiler war Smolenski wesentlich beteiligt. "Es ist toll, was Sie in all den Jahren geleistet haben. Deshalb freue ich mich, dass ich Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen darf", schloss der Minister seine Laudatio. fbl

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