Die Polizei schätzt den Schaden auf bis zu 25.000 Euro. Ein Autofahrer hatte am Dienstagmorgen bei Bad Bodendorf auf die B266 abbiegen wollen. Gegenüber der Polizei gab er an, kein anderes Fahrzeug gesehen zu haben. Allerdings: Nach nur 15 Metern kam ihm ein vorfahrtsberechtigtes Auto entgegen und fuhr ihm hinten auf. Der Unfallverursacher erlitt ein Schleudertrauma, der andere PKW-Fahrer ebenfalls sowie Schnittverletzungen an der Hand. An beiden Autos entstand Totalschaden. Die Polizei ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Schwerer Verkehrsunfall auf der B266: Zwei Autofahrer verletzt, 25.000 Euro Schaden
Investor in Bad Breisig vor dem Absprung?
Bad Breisig - Es hatte zunächst alles so vielversprechend ausgesehen: Mit dem Bau der Brücke Nord im Bad Breisiger Gewerbegebiet Goldene Meile kündigte sich auch schon der erste finanzstarke und ernsthafte Investor für die verlassenen Firmenflächen an.
Die niederländische Investorenfirma Ten Brinke interessiert sich für die Nutzung des Realmarkt-Geländes (siehe Infokasten), will die seit 2007 verlassenen Gebäude mit Firmen füllen, unterzeichnete auch einen Vorvertrag mit dem Bad Breisiger Kaufmann Wilfried Scheffler, Kaufoption inklusive; vorausgesetzt, die Gebäude sind irgendwann allesamt vermietet. Doch jetzt sind die einst vielversprechenden Gespräche arg ins Stocken geraten. Mitte September könnte die Kaufoption verstreichen, der Vorvertrag wäre damit aufgelöst - und Scheffler müsste seine mühsame Investoren- und Käufersuche von vorne beginnen.
Alle zwei, drei Monate gibt es laut Scheffler normalerweise ein Gespräch mit Ten Brinke; die Firma besitzt auch eine Niederlassung in Düsseldorf. Man treffe sich in einem Bonner Büro, oder Vertreter der Firma schauten in Bad Breisig vorbei. Scheffler: "Wir werden uns demnächst noch einmal unterhalten." Eigentlich sei ein Gespräch zu einem deutlich früheren Zeitpunkt geplant gewesen. Aber die Niederländer hätten stets darauf verwiesen, dass sie sich noch in Gesprächen mit potenziellen Vermietern befänden und dass es derzeit wegen der Urlaubszeit sowieso alles schwierig sei.
Mit Ten Brinke und anderen Investoren hatte Scheffler schon vor etlichen Jahren wegen eines Konzepts für das Realmarkt-Gelände verhandelt. Doch verhinderte die fehlende Brücke laut Scheffler jeglichen Abschluss. Vor zwei Jahren, als sich andeutete, dass das lange Gezerre um die Brücke durch einen Bau beendet werden könnte, habe er die Gespräche mit Ten Brinke wieder aufgenommen: "Jetzt sagen wir: ,Die Brücke gibt es, ihr seid am Zug.'" Aus Erfahrung weiß er aber auch: "Wenn es nach eineinhalb Jahren Verhandlungszeit nicht zu einem Abschluss kommt, wird es sehr schwierig."
Trotz der stockenden Verhandlungen mit Ten Brinke: Unter Druck fühlt sich Scheffler nicht: "Entweder es funktioniert oder eben nicht. Da die Brücke jetzt da ist, haben wir deutlich bessere Verkaufsargumente." Trotz der angrenzenden Wasserschutzzone, die für Interessenten gewisse Auflagen mit sich bringt.
Wie Ten Brinke nun den aktuellen Sachstand zur Mietersuche bewertet, wie wahrscheinlich ein Verstreichen der Frist Mitte September ist, wollte die Firma unserer Zeitung nicht mitteilen. Sie ließ mehrere schriftliche Anfragen unbeantwortet.
In Sachen alte Glasfabrik gibt es laut Scheffler lose Interessenten und Anfragen, aber "nichts Spruchreifes". Bei dem Gelände handle es sich um 35 000 Quadratmeter unbebaute Fläche, die bebaut werden dürften; für 15 000 Quadratmeter existiert ein Bebauungsplan für Gewerbe. Laut Scheffler haben vor einiger Zeit Spediteure angefragt; doch ihr Interesse hatte sich wegen der Wasserschutzzone schnell verflüchtigt. Denn: Das zum Verkauf stehende Gelände der Glasfabrik besitzt deshalb nur den Status eines Gewerbegebiets. Heißt auch: Lkw-Verkehr auf dem Firmengelände ist nachts untersagt, es gelten strengere Maßstäbe für Lärm- und Umweltbelastung als in einem Industriegebiet. Laut Scheffler hatte vor vier Wochen auch ein Projektentwickler aus Oberursel Interesse bekundet. Er wollte eine Hotelanlage auf 4000 Quadratmetern Fläche bauen lassen. Scheffler: "Aber er wollte 50 000 Euro haben, um ein Konzept zu erstellen. Da waren die Gespräche schnell zu Ende."
Von unserem Redakteur Jan Lindner
Sinziger Brunnen wehrt sich gegen Öko-Test-Studie
Sinzig - Der Sinziger Mineralbrunnen wehrt sich gegen eine Studie des Verbrauchermagazins Öko-Test. Für seine Juli-Ausgabe hatte das Blatt 75 Mineralwässer untersucht: Das Sinziger Medium-Wasser (PET-Einweg-Flasche) schnitt mit "mangelhaft" ab.
Tönissteiner Medium (Brohl-Lützing) wurde mit "sehr gut" bewertet, Rhodius Medium (Burgbrohl) mit "gut". Insgesamt fiel jedes fünfte getestete Wasser mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Allerdings: Mehr als die Hälfte der Produkte wurde mit "sehr gut" und "gut" bewertet. Doch Öko-Test verkaufte sein Heft lieber unter dem Titel "75 Mineralwässer - Pestizidrückstände in 14 Sorten".
Das Koblenzer Landesuntersuchungsamt (LUA), das rheinland-pfälzische Mineralwässer mindestens einmal jährlich auf ihre ursprüngliche Reinheit und andere relevante Kriterien hin untersucht, hält wenig von der Öko-Test-Studie. LUA-Sprecherin Kerstin Stiefel teilte auf RZ-Anfrage mit: "Öko-Test hat mit einem eigenen Bewertungsschema gearbeitet. Wir als staatliche Lebensmittelüberwachung halten uns an rechtliche Normen (Grenzwerte und Höchstgehalte) und gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse." Auch Rhodius, das sich mit seinem "guten" Medium als Testsieger fühlen könnte, nimmt die Öko-Test-Studie allenfalls zur Kenntnis.
Die Schulnote fünf hatte Sinziger Medium deshalb verpasst bekommen, weil sein Wasser laut Öko-Test nicht-relevante Pestizidmetabolite (Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln; kein Schadpotenzial bekannt) sowie einen erhöhten Nickelgehalt aufwies. Überdies sei der Problemstoff Bor in erhöhten Mengen festgestellt worden, der laut dem Magazin als "fortpflanzungsschädlich" gelte. Ein Punkt wurde Sinziger Medium zudem abgezogen, da es auch in PET-Flaschen (Einweg) vertrieben wird.
LUA-Sprecherin Stiefel meint zum schlechten Abschneiden der Sinziger weiter: "Keine der in der jüngeren Vergangenheit von dort auf Pflanzenschutzmittel-Metabolite untersuchten Proben lag über dem Orientierungswert der für uns maßgeblichen allgemeinen Verwaltungsvorschrift Mineralwasser."
Bedenklich sei, dass Öko-Test die Bor-Gehalte mit krankheitsbezogenen Aussagen in Verbindung bringe und so Verbraucher "völlig unnötig verunsichert. Der Grenzwert für Bor in Mineralwasser ist in den von Öko-Test bemängelten Wässern so weit unterschritten, dass keine Wirkung auf die menschliche Gesundheit zu befürchten ist."
Rudolf Martin, Geschäftsführer der Sinziger Brunnen, sagt: "Wasser ist zu Recht eins der am härtesten und schärfsten geprüften Produkte. Aber die Öko-Test-Studie ist völlig willkürlich. Bei uns wurde noch nie etwas beanstandet." Viermal jährlich gebe es Kontrollen, um die amtliche Zulassung zu behalten. Im eigenen Labor werde das Wasser stündlich überprüft. Auch gebe es Probebohrungen eines unabhängigen Ingenieurbüros. Nach Veröffentlichung der Studie hätten sich ein paar Verbraucher gemeldet, ein großer Handelskonzern habe nachgefragt. Martin: "Als ich ihnen die Sachlage erklärt habe, hatten sie Verständnis."
Bei den Rhodius-Mineralquellen in Burgbrohl pflichtet man der Sinziger Konkurrenz bei. Geschäftsführer Rolf Hübner sagt: "Öko-Test kocht sein eigenes Süppchen. Ob etwa Plastik- oder Glasflasche: Die Qualität unterscheidet sich kaum noch." Für Rhodius sei nur das Fresenius-Siegel entscheidend, das in jeder Lebensmittelbranche nur einmal vergeben werde. Hübner: "Hier sind die Auflagen noch mal deutlich strenger, und bei den Mineralwässern haben wir es."
Von unserem Redakteur Jan Lindner
Ilse Aigner wettert in Lantershofen gegen Grün und wirbt für christliche Werte
Lantershofen - Warmer Applaus, als Ilse Aigner die Bühne betritt, noch wärmerer Applaus, als sie die Bühne wieder verlässt: Im weitgehend gefüllten Saal des Winzervereins Lantershofen hatte die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aus Bayern am Dienstagabend quasi ein Heimspiel.
Denn auch der Kreis Ahrweiler sei schwarz, merkte Mechthild Heil einleitend an. Vielleicht nicht ganz so schwarz wie Bayern, aber daran arbeite man, versicherte die ihre Wiederwahl anstrebende CDU-Bundestagsabgeordnete aus Andernach. Als Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bedauert sie es, dass Aigner, die einen "tollen Job" mache, von der Bundes- in die Landespolitik wechseln will - in Bayern wird schon eine Woche vor der Bundestagswahl am 22. September gewählt.
Das hinderte die Ministerin nicht, die Andernacherin als Stütze im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz über den grünen Klee zu loben. Wobei: Bei grün sieht Aigner rot. Die Grünen hätten so ein Sendungsbewusstsein und wollten einem vorschreiben, wie man zu leben habe, kritisierte sie und spielte auf den Vorschlag der Grünen an, in Kantinen einen fleischlosen Tag pro Woche einzuführen. Dem hielt sie das christliche Wertesystem von Ehe und Familie entgegen. Auch beim Verbraucherschutz gehe es nicht um Bevormundung, sondern um Schutz. Aigner warb für die Wertschätzung von Lebensmitteln und lobte deren Erzeuger, die Landwirte, die ganz nebenbei auch noch Landschaftspflege betrieben. Dass ein ganzer Berufsstand verunglimpft werde, lasse sie nicht zu. Sie sprach sich für die Direktförderung von Winzern und gegen eine Substanzbesteuerung von Betrieben aus, gegen Steuererhöhungen überhaupt. Das kam bei den Zuhörern gut an.
Von unserem Redakteur Frieder Bluhm
13 000 Euro Schaden bei Einbruch in Reisebus
Bad Breisig - Bei einem Einbruch in einen Reisebus haben Einbrecher in der Nacht zum Mittwoch drei E-Bikes gestohlen, Bargeld, Laptops sowie Tablet-PCs.
Es entstand laut Polizei ein Schaden von 13 000 Euro. Der Schweizer Reisebus war auf dem Busparkplatz in der Zehnerstraße in Bad Breisig geparkt. Sachdienliche Hinweise an die Polizeiinspektion Remagen unter Telefon 02642/938 20.
Polizei sucht Zeugen eines gefährlichen Überholmanövers
Dabei überholte ein dunkler PKW in Richtung Adenau fahrend vor einer Kurve zwei vorausfahrende Fahrzeuge. Sowohl ein im Gegenverkehr befindlicher Wagen als auch das zweite überholte Fahrzeug mussten scharf abbremsen und ausweichen, um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden. Das gefährliche Geschehen hatte einer der überholten Autofahrer bei der PI Adenau angezeigt.
Zeugen des Vorfalles, insbesondere die beiden anderen betroffenen Autofahrer, werden gebeten, sich an die Polizei in Adenau zu wenden unter Telefon: 02691/9250.
Unfallverursacher gefährdet Gegenverkehr - und flüchtet
Laut Polizei kam der Fahrer gegen 14.45 Uhr wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab und geriet in den Gegenverkehr. Hier streifte er ein entgegenkommendes Fahrzeug seitlich, sodass beide Fahrzeuge an den Spiegeln beschädigt wurden.
Der Spiegel der Fahrerseite des Unfallverursachers riss komplett ab. Dennoch entfernte sich der Fahrzeugführer von der Unfallstelle.
Badbetreiber im Ahrkreis freuen sich über die Sommerhitze
Ahrkreis - Die vielen heißen Tage in den vergangenen Wochen waren ganz nach dem Geschmack der Schwimmbadbetreiber im Kreis Ahrweiler. Die Hitze war für sie eine Entschädigung für die mauen Monate Mai und Juni.
Die Nostalgie im Thermalfreibad Bad Bodendorf schätzen vor allem Familien und ältere Besucher. Badbetreiber Frank Riffel sagt: "Die ersten Wochen und Monate nach der Öffnung zu Gründonnerstag waren eher mau. Doch mit dem Anstieg der Temperaturen sind dann zum Glück auch die Besucherzahlen in die Höhe geklettert." Selbst bei der Maximalauslastung des Freibades, die bei 500 bis 600 Besuchern liegt, kommt der 45-Jährige hinsichtlich der Wasserqualität kaum ins Schwitzen. Denn schließlich fließen aus dem Sankt-Josef-Sprudel stündlich bis zu 11 000 Liter staatlich anerkanntes Heilwasser in die Becken und sorgen für Frische und Abkühlung. Die Stadt Sinzig bezuschusst das Thermalfreibad Bad Bodendorf in diesem Jahr mit rund 60 000 Euro.
Absolut zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Saison ist man auch im Freibad Ahrweiler. Laut Aussage von Betreiber Thomas Scholzen sind schon jetzt die Besucherzahlen des Vorjahres erreicht. "Ein Badbetreiber, der mit dem Wetter der letzten Wochen nicht zufrieden ist, sollte einmal zum Arzt gehen", sagt Scholzen. Für den Betrieb des Freibads Ahrweiler fließt aus dem städtischen Haushalt ein Zuschuss von rund 136 000 Euro.
Zufriedene Gesichter zeigen sich dieser Tage im Freizeitbad Remagen nicht nur bei den bislang mehr als 53 000 Besuchern, in der gesamten Badsaison 2012 waren es 56 256 Besucher, sondern auch bei Badleiter Michael Dillenberger: "Auch wenn die letzten Tage und Wochen vom Personal alles abverlangt haben, macht es doch einfach nur Freude zu sehen, dass unser Bad bei den Gästen, egal aus welcher Altersgruppe, immer noch so gut ankommt." Für besagtes Personal beginnt der Arbeitstag rund zwei Stunden vor der eigentlichen Öffnung des Bades und endet erst zwei Stunden, nachdem die letzten Gäste die Becken verlassen haben. Und bis dahin haben diese so manchen Liter Wasser aus den Becken mitgenommen. "Pro Badegang und Gast reden wir von drei bis fünf Liter Schleppwasser, die aus den Becken verschwinden und mithilfe des eigenen Brunnens nachgefüllt werden müssen", erklärt Dillenberger. Für die laufende Saison ist im Haushalt der Stadt Remagen ein Zuschuss für den Betrieb des Schwimmbades von rund 250 000 Euro vorgesehen. Dem gegenüber stehen zu erwartende Einnahmen von mehr als 125 000 Euro aus den Eintrittsgeldern.
Das Schleppwasser ist aber nicht das einzige Problem, mit dem alle Bäder in diesen Tagen zu kämpfen haben. Die beiden größten "Feinde" für den im wahrsten Sinne des Wortes "ungetrübten" Badespaß sind Sonnencreme und Schweiß. Der Aufforderung "Vor dem Schwimmen bitte duschen" sollten die Gäste daher nicht nur einmalig, sondern eben vor jedem Sprung in die Becken nachkommen.
Bei den Römer-Thermen in Bad Breisig kann Geschäftsführer Gerhard Oelsberg ebenfalls eine positive Zwischenbilanz ziehen. "Im Juli und August haben jeweils rund 18 000 Gäste unser Schwimmbad besucht. In den normalen Monaten verzeichnen wir gut 14 000 Besucher." Der stärkeren Frequentierung stehen leicht höhere Ausgaben für Aufsicht und Reinigung gegenüber. Zudem müssen, so wie in allen anderen Bädern auch, die Filter öfter gespült werden, was zu einem erhöhten Energieverbrauch führt. Dies und viele weitere Faktoren führen dazu, dass die Römer-Thermen vermutlich auch in diesem Jahr mit rund 400 000 Euro bezuschusst werden müssen.
Von ruhigen Zeiten ist man auch im Freizeitbad Brohltal weit entfernt. Im Vergleich zum Vorjahr konnten Badleiter Wilfried Schmidt und sein Team mit aktuell rund 11 000 Besuchern gut 3000 mehr Gäste willkommen heißen. Das Freibad, das in Kooperation der beiden Ortsgemeinden Kempenich und Weibern sowie der Verbandsgemeinde Brohltal mit einem Zuschussaufwand von rund 150 000 Euro betrieben wird, zählt zwar zu den eher kleineren Schwimmbädern im Kreis Ahrweiler. Es erfreut sich aufgrund der strategisch guten Lage im Brohltal bei der Bevölkerung aber einer großen Beliebtheit (siehe Seite 20).
Im Twin-Freibad in Bad Neuenahr konnten allein im Juli aufgrund des idealen Wetters 22 321 Besucher eine Abkühlung im Nass finden. Dem gegenüber stehen lediglich knapp 9000 Besucher im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Seit Jahresbeginn verzeichnet das Twin bis Ende Juli bereits mehr als 65 000 Besucher. Bis einschließlich Donnerstag, 26. September, also deutlich länger als in den Vorjahren, bleibt der Außenbereich des Twin in diesem Jahr geöffnet. Das Hallenbad bleibt vom 2. bis 27. September für die notwendige Grundreinigung geschlossen. Für den Betrieb des Twin sind im Haushalt der Kreisstadt rund 850 000 Euro an Zuschuss vorgesehen. Hier wie auch bei allen anderen Bädern mit Zuschuss müssen erst die Abrechnungen zum Jahresende abgewartet werden, um den tatsächlichen Finanzbedarf zu ermitteln.
Und auch die Ahrthermen, die Thermal-Badelandschaft der Kur-AG in der Kreisstadt, verzeichnet in diesen Tagen ein deutliches Plus an Besucherzahlen. Laut Aussage von Marketing-Leiter Dominik Schmitz besuchen täglich rund 500 Gäste das Thermalbad.
Von unserem Mitarbeiter Andreas Wetzlar
Krankenhaus inAdenau ist dieletzte Rettung
Adenau - Seit dem 1. Juli müssen sich Patienten in der Verbandsgemeinde (VG) Adenau, die außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten einen Arzt brauchen, an die die Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) im Bad Neuenahrer Krankenhaus Maria Hilf wenden.
Diese von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eingeführte Neuregelung stößt in den 37 Ortsgemeinden im Adenauer Land zunehmend auf Unverständnis und sogar Empörung. Viel zu weit sei der Weg in die Kreisstadt, bemängeln immer mehr Patienten und fürchten, dass mit dieser Regelung Patienten in ländlichen Gebieten massiv benachteiligt sind. Erste Erfahrungsberichte von Menschen aus dem Adenauer Land lassen die von der KV als "Erfolgsmodell" gelobte Neuregelung in einem wenig positiven Licht erscheinen.
So berichtet Rita Hertel aus Reifferscheid von einem "schlimmen Erlebnis", als sie die im offiziellen Amtsblatt veröffentliche Nummer für die BDZ anrief. Ihr Mann reagierte auf einen Insektenstich allergisch, und sie brauchte unbedingt ärztlichen Beistand. "Ich rief die angegebene Nummer an, aber da war kein Mensch, sondern eine Computerstimme. Geben Sie die Postleitzahl ein, wurde ich aufgefordert. Ich hatte Angst vor einem allergischen Schock meines Mannes und konnte mich in diesem Moment kaum konzentrieren", berichtet sie. Sie solle mit ihrem Mann nach Bad Neuenahr kommen, denn ein Arzt würde rund eine Stunde benötigen, um ihren Wohnort Reifferscheid zu erreichen, so schließlich der Rat der BDZ. In Adenau sei kein Arzt im Dienst. "Ich bin trotzdem ins Adenauer Krankenhaus gefahren, und dort hat man sofort reagiert", so die Reifferscheiderin. Sie kann nicht begreifen, warum sie rund 40 Kilometer durch die Eifel fahren soll, wenn sie einen Arzt braucht. "Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es ist, dass wir das Adenauer Krankenhaus haben. Sonst sind wir hier oben verloren." In Zukunft werde sie bei medizinischen Problemen gleich die Notrufnummer 112 wählen, so die besorgte Ehefrau.
Genau dies befürchten die Kritiker der Neuregelung. Bevor man sich auf der Suche nach einem Arzt auf den langen Weg nach Bad Neuenahr macht, werde man in Zukunft auch bei weniger drängenden medizinischen Problemen die Notrufzentrale anrufen. Dabei sollen die Notfallretter wirklich nur bei lebensbedrohlichen Vorfällen ausrücken. Bernd Schiffarth vom Förderverein des Adenauer Krankenhauses will dafür sorgen, dass die KV-Regelung neu verhandelt wird. Eine der drei Bereitschaftsärzte in der Bad Neuenahrer BDZ könne doch Dienst im Adenauer Krankenhaus versehen. Das dortige St.-Josef-Krankenhaus hatte sich als Standort einer BDZ angeboten. Richtig sauer ist Schiffarth auf die Mainzer Leitung der KV, die bisher noch nicht auf die Schreiben des Fördervereins, der Stadt und der Verbandsgemeinde geantwortet hat. "So eine Dreistigkeit ist mir in meinen 30 Dienstjahren noch nicht untergekommen. Man denkt in Mainz wohl, man könne das Problem mit uns Eiflern einfach aussitzen. Aber da irrt man sich."
Um keine Patienten zu verlieren, behandelt das Adenauer Krankenhaus auch weiterhin Patienten, die außerhalb der Praxiszeiten kommen. Geld gibt es für diese Behandlung aber nur, wenn es sich um einen Notfall handelt. Bei Beschwerden, die mit ein paar Pillen behoben werden können, bleibt die Behandlung unvergütet. "Wenn der Patient nicht von der BDZ geschickt wird, dann gibt es auch kein Geld", weiß Schiffarth. Und das könne sich das St.-Josef-Krankenhaus in Adenau auf Dauer nicht leisten.
Von unserer Mitarbeiterin Gabi Geller
Obdachloser tot in Sinzig gefunden
Sinzig - Ein 46-jähriger Obdachloser ist tot in Sinzig aufgefunden worden. Offenbar lag der Mann mehr als eine Woche lang in seiner Wohnung im Obdachlosenheim in der Harbachstraße.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte ihn ein Mitbewohner bereits am 1. August gefunden. Das bestätigte Stefan Spiller, Leiter des Sinziger Ordnungsamts, auf RZ-Anfrage.
Spiller: "Der Mann war erst vor einiger Zeit zur ärztlichen Behandlung im Krankenhaus." Alfred Hoss vom Ordnungsamt hatte sich noch eine Woche zuvor bei einem Mitbewohner des Obdachlosenheims nach dem Befinden des Mannes erkundigt: Demnach hatte es scheinbar keine Probleme gegeben.
Laut Kriminalpolizei Mayen handelt es sich um eine natürliche Todesursache. Ordnungsamtsleiter Spiller sagt: "Wir führen im Heim turnusgemäß Kontrollen durch, sind aber auch auf eine gewisse soziale Kontrolle der Bewohner untereinander angewiesen. Aber wir können nichts machen, wenn jemand die Türe nicht öffnet oder die Bewohner in den warmen Monaten oft wochenlang gar nicht dort leben." Momentan sind in dem Heim drei Bewohner untergebracht. Der Verein "Wir helfen" lässt ehrenamtlich neue Fliesen legen. ith
Bad Breisig freut sich auf Top-Tennisspieler
Bad Breisig - Ulrich van Dalwigk, Vorsitzender des TC Blau-Weiss Bad Breisig, fackelt gar nicht lange: Er spricht von einem "Weltklasse-Tennisturnier", das sein Verein in diesem Jahr wieder auf die Beine gestellt hat - und damit erstmals international in der höchsten Turnierkategorie für Seniorenturniere vertreten ist.
Konkret geht es um das 26. Internationale Seniorenturnier, das ab Sonntag acht Tage lang andauert. 365 Spieler aus 20 Ländern haben ihr Kommen angekündigt, darunter sind diverse Top-Athleten auf der Jagd nach Weltranglistenpunkten.
Was für die Stadt Bad Breisig von diesem Wettstreit abfällt, wie die Stadt das Turnier unterstützt, darüber sprach die Rhein-Zeitung mit Bürgermeister Bernd Weidenbach sowie Turnier- und Vereinschef van Dalwigk.
Herr Weidenbach, Herr van Dalwigk, die Teilnehmerliste verrät uns, dass Bad Breisig auch in Argentinien, Südkorea, Georgien und Neuseeland bekannt ist.
Weidenbach: Ja, das Tennisturnier bringt uns einen enorm positiven Bekanntheitsgrad. Es ist in den vergangenen Jahren immer größer und internationaler geworden und einer der Höhepunkte des städtischen Veranstaltungskalenders.
Wieso fliegen Spieler um die halbe Welt, um gerade hier zu spielen?
Van Dalwigk: Ganz einfach: Es geht um sehr viele Weltranglistenpunkte, es ist ein hochwertiges Turnier, und wir haben eine wirklich tolle Anlage. Natürlich kombinieren einige Spieler das Turnier bei uns mit dem in Bad Neuenahr und reisen danach weiter zu Turnieren in den Nachbarländern.
Und bessern zwischendurch die Übernachtungsstatistik in Bad Breisig auf.
Weidenbach: Glücklicherweise. In der Turnierwoche sind das etwa 1000 Übernachtungen, die wir sonst nicht hätten. Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sind bereits seit Langem ausgebucht.
Van Dalwigk: Gerade die älteren Spieler bringen oft ihre Frauen mit und bleiben auch ein paar Tage länger, als sie tatsächlich spielen. Die jüngeren sind zu ehrgeizig, die reisen direkt nach dem Ausscheiden wieder ab.
Weidenbach: Dazu kommt, dass laut den Statistikern ein Urlaubsgast mehr als 50 Euro pro Tag ausgibt. Es profitieren also auch Restaurants, Einkaufsmärkte und andere Gewerbetreibende.
Was gibt die Stadt dem Tennisklub zurück? Wie unterstützt sie das Turnier?
Weidenbach: Wir übernehmen Druck und Versendung der Einladungen und diversen Listen, die während eines solch großen Turniers anfallen. Ferner hat der Bauhof den Bereich um die Plätze hergerichtet und auch die Fahnenmasten aufgestellt.
Einen Bargeldzuschuss gibt's nicht?
Weidenbach: Nein.
Van Dalwigk: Aber auch so ist die Stadt mit ihren Sachleistungen einer der Hauptsponsoren. Sie hat ja vergangenes Jahr während des Turniers aus der Brunnenstraße erstmals eine Einbahnstraße gemacht und auch Parkplätze ausgewiesen. Das war notwendig nach dem Verkehrschaos von 2011, als sich einige Autofahrer beinahe gegenseitig an den Kragen wollten.
Das Turnier ist attraktiv, ist gewachsen, zieht immer bessere Spieler an. Trotzdem: Was lässt sich noch verbessern?
Van Dalwigk: Ich denke, wir sind inzwischen groß genug. Ein noch größeres Teilnehmerfeld könnten wir kaum schultern. Im Hospitality-Bereich ist natürlich noch Luft nach oben, da sind uns andere Turniere voraus.
Was heißt das konkret?
Van Dalwigk: In anderen Städten - etwa in Bad Neuenahr - unterstützen Hotels die Klubführung während des Turniers, indem sie kostenlos Zimmer bereitstellen oder Rabatte geben. Das fehlt uns. Denn manche Tennisspieler sind schon ein wenig eigenartig, sie haben spezielle Anforderungen.
Inwiefern?
Wir hatten mal einen Spieler, der war deutscher Meister und Europameister. Er wollte, dass man ihn nach seiner Ankunft im Klubhaus persönlich begrüßt. Als das keiner tat, es war hektisch, sagte er: ,Das war mein letztes Mal hier.’ Ein anderer, ein Millionär, bestand darauf, dass wir ihn vom Bahnhof abholten. Ging aber nicht. Seit 2011 haben wir einen Shuttleservice zwischen den Plätzen in Bad Breisig, Remagen und Bad Bodendorf.
Zerschossene Straßenlaternen: Polizei Adenau fahndet nach Vandalen
Die Polizei Adenau fahndet nun nach den Vandalen und sucht Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Taten geben können. Laut Polizei wurden die Lampen in der Bach- und Mühlenstraße beschädigt. Der Schaden für die Ortsgemeinde dürfte sich im vierstelligen Bereich bewegen.
Nach den bisherigen Befragungen der Polizei dürften sich die ersten Taten zu Beginn der Sommerferien ereignet haben. Die Polizei geht aufgrund von Erkenntnissen der Vorjahre aus, dass es sich hier teils um mutwillige Taten von Jugendlichen/Heranwachsenden handelt, die sich den möglichen Folgen ihres Handelns nicht bewusst sind.
Die Polizei bittet insbesondere Anwohner und mögliche Zeugen, Beobachtungen der Polizei in Adenau mitzuteilen unter Telefon: 02691/9250.
Denkmalschutz bremst Pläne für den Kurpark
Dr. Eduard Sebald, Gebietskonservator der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Mainz, hat die Unterschutzstellung des Areals als Denkmalzone beantragt. Nicht nur die Trinkhalle mit der drehbaren Musikmuschel, sondern auch die Kurkolonnaden auf den begehrten Grundstücken entlang der Kurgartenstraße werden als schützenswert definiert. Das Verfahren läuft. Federführend ist der Kreis Ahrweiler als Untere Denkmalschutzbehörde.
Für Sebald ist nicht nur der Kurpark, sondern das gesamte Areal ein wertvolles und wichtiges Zeugnis historischer Gartenlandschaften, geprägt von dem renommierten Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné. Die Forschungen zur Vorbereitung der Ausstellung „Peter Josph Lenné – eine Gartenreise im Rheinland" der Generaldirektion und des Landesmuseums Koblenz zur Bundesgartenschau in Koblenz 2011 hätten untermauert, dass es sich hier um ein einzigartiges Kulturdenkmal handelt.
Einen Abriss kann er sich mit Ausnahme des Kurpark-Cafés für keines der Ensembleteile vorstellen. Auch die Botanik im Kurpark selbst steht im Fokus der Denkmalschützer. Die Kuratorin der Ausstellung zur Koblenzer Bundesgartenschau über Lenné, Dr. Rita Hombach, sieht in ihm eine Anlage von herausragender Bedeutung für die Gartenkultur in Rheinland-Pfalz: „Er ist eindeutig nach Entwürfen Lennés angelegt worden." Ein Parkpflegewerk für das Gärtnern nach Lenné'schen Vorgaben sei für die Zukunft unerlässlich.
Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die vom Kreis zu einer Stellungnahme innerhalb des Anhörungsverfahrens in Sachen Denkmalschutz aufgefordert wurde, teilt die Einschätzung der Generaldirektion Kulturelles Erbe nicht. Sie sucht finanzkräftige Investoren, die das von der Kur AG erworbene Herzstück des Heilbades kurbadverträglich entwickeln und aufwerten sollen (die RZ berichtete). „Wir sind nach wie vor guter Dinge und müssen keine Änderungen an dem bestehenden Konzept vornehmen", heißt es auf RZ-Anfrage aus dem Rathaus.
Eine verträgliche Bebauung der attraktiven Kurgartenstraße gehört zu den Optionen, mit denen die Stadt wirbt. Nach den mit dem Stadtrat abgestimmten Vorgaben darf am nördlichen Teil der Kurgartenstraße unmittelbar an der Ahr lediglich ein Gebäude mit einem Geschoss errichtet werden. Dies bis zur Höhe des Steigenberger Hotels. Ab dort dürfen die Baukörper zweigeschossig mit zusätzlichem Staffelgeschoss ausgestaltet werden. Der Zugang zum Kurpark muss gewährleistet bleiben. Die denkbare Bautiefe darf 15 Meter nicht überschreiten, gemessen an der Straßenfront. Die vorhandene Baumallee soll optisch nicht beeinträchtigt werden.
Einbezogen in das Gesamtkonzept sind auch die Trinkhalle, die Konzerthalle, das Kurpark-Café und optional auch das Gebäude der Stadtbibliothek. Ob sich jedoch bereits Interessenten mit dem notwendigen Kapital und den richtigen Ideen für das städtebauliche Vorzeigeprojekt gefunden haben, war von der Verwaltung auf Anfrage allerdings nicht zu erfahren.
Von unserer Redakterin Beate Au
Party auf Schloss Marienfels: Polizei greift ein
Von unserem Redaktionsleiter Uli Adams
Acht Jahre hat Thomas Gottschalk das beschauliche Schloss Marienfels zwischen Remagen und Unkelbach unmittelbar am Rhein bewohnt. In aller Stille, kein Mucks drang vom Schloss, fast schon gespenstisch war die Ruhe. Etwas mehr Öffentlichkeit hätten sich die Remagener schon von ihrem TV-Promi gewünscht - der neue Besitzer, der Bonner Solarunternehmer Frank Asbeck, scheint ein ganz anderes Kaliber zu sein.
Seit Januar gehört ihm das Anwesen am Rhein, und am Wochenende ließ er es mal so richtig krachen. So laut, dass die Polizei wegen nächtlicher Ruhestörung vor der Schlosspforte stand.
Die drohende Firmenpleite ist abgewendet, der 54. Geburtstag steht vor der Tür - kein Wunder, dass Frank Asbeck, Chef des Fotovoltaikkonzerns Solarworld und Besitzer des Schlosses Marienfels, es am Samstag mal so richtig krachen lassen wollte. "Bis in die Puppen", wie es im Rheinland heißt, wurde getanzt und gefeiert. Allerdings auch so laut, dass sich etliche Bürger auf der anderen Rheinseite ob der über den Strom hämmernden Bässe um die Nachtruhe gebracht sahen. Als um 6 Uhr am Sonntagmorgen immer noch laute Livemusik von der Terrasse des Schlosses übers Rheintal schallte, wurde die Remagener Polizei alarmiert.
An der Pforte war Schluss
Die versuchte dann auch brav, dem Treiben auf der Burg Einhalt zugebieten. Was ihr am Wochenende in etlichen anderen Fällen problemlos gelang, erwies sich in diesem Fall allerdings als schwieriges Unterfangen. Denn Klingeln an der Haustür und Bitten um Ruhe, das funktioniert bei einem Schloss halt nicht so einfach. An der Pforte am Rhein, rund 200 Meter unterhalb der Festgesellschaft, war Schluss für die Beamten. Und was dann geschah, war zumindest auf Unkeler Seite wiederum deutlich zu hören. Den klingelnden Beamten wurde über die Lautsprecheranlage mitgeteilt: "Die Remagener Polizei kommt hier nicht rein." Bestätigen will die Polizei diese Schmährufe allerdings nicht.
Sonntäglicher Frieden
Beharrlichkeit zahlt sich allerdings auch in diesem Fall aus. Laut Polizeiinspektion Remagen wurde so lange im Schloss angerufen, bis dann doch jemand den Telefonhörer abnahm. Und fortan war Ruhe. Na ja, nicht so ganz: Ab 10 Uhr am Morgen, so Unkeler Bürger, habe dann sonntäglicher Frieden über dem idyllischen Rheintal geherrscht.
Es war nicht das erste Mal, dass Frank Asbeck mit seinen Nachbarn angeeckt ist. Als vor zwei Wochen das Emblem des Bonner Karnevalvereins "Alkoholisierte Funken" mit dem deftigen Spruch "Arsch voll" an der Fassade des historischen Gemäuers hing, rieben sich nicht nur etliche Touristen verwundert die Augen. Als "Verunstaltung von Denkmälern" wurde die Aktion im Internet kommentiert. Dabei sollte das doch nur ein Gruß des Ehrenobristen der Bonner Stadtsoldaten an die "Alkoholisierten Funken" sein, die an diesem Abend im Rahmen ihres Sommerfestes mit einem Feierschiff am Schloss vorbeischunkelten. Die "A"-Funken hat es jedenfalls gefreut: "Der Gottschalk hat nie gegrüßt", ließen sie mitteilen.
Weder um Geschmacksfragen, noch um übertriebene Feierlust ging es beim Bau einer Zaunanlage unweit des von Schloss Marienfels gelegenen Jagdschlosses Calmuth, das dem Solarunternehmer ebenfalls gehört. Die einen Kilometer lange Einfriedung seines Jagdreviers und Schlossareales musste er letztlich auf Druck der Kreisverwaltung Ahrweiler wieder abreißen. Dass der Sonnenkönig nun zum Dauerproblem für die Bürger dies- und jenseits des Rheinufers wird, ist indes nicht zu befürchten. Im Gegenteil. Schließlich verfolgt Frank Asbeck hehre Ziele mit dem Schloss, dass er für 5 Millionen Euro kaufte, als das eigene Unternehmen schon längst in Schieflage geraten war. In einem Interview hat er erklärt, dass hier mietfrei eine gemeinnützige Stiftung untergebracht werden soll, mit der verschiedene soziale Projekte angestoßen werden sollen - unter anderem für behinderte und nicht behinderte Kinder.
Massenkarambolage bei Bad Breisig: Autofahrerin stirbt, mehrere Menschen verletzt - B9 gesperrt
Ein Lkw-Fahrer aus den Niederlanden ist - vermutlich aus Unachtsamkeit - am Montag gegen 16.50 Uhr auf der B9 ungebremst in den vor einer Ampelanlage rollenden oder stehenden Verkehr gerauscht. Der Lkw schob insgesamt fünf Autos ineinander.
Den anrückenden Rettungskräften und der Polizei bot sich ein Verkehrschaos. Auf der Gegenfahrbahn stand das Führerhaus des Lkw wieder in Fahrtrichtung Koblenz und hatte dabei einen Kleinbus und einen Kleinwagen in die Leitplanken gedrückt. Andere beschädigte Fahrzeuge standen so weit von dem Lkw weg, dass man den Eindruck gewinnen konnte, ihre Beschädigungen hätten nichts mit dem eigentlichen Unfall zu tun.
Die Frau aus Sinzig wurde in ihrem Fahrzeug bei dem Unfall eingeklemmt und musste bewusstlos von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit. Wenig später war sie tot. Vier weitere Personen wurden bei dem Unfall leicht verletzt.
Der Sachschaden dürfte deutlich im sechstelligen Bereich liegen. 40 Feuerwehrleute aus Bad Breisig und Brohl-Lützing waren unter der Führung des Wehrleiters der Verbandsgemeinde, Dieter Baunach, im Einsatz. Das DRK waren mit Rettungsfahrzeugen und Notärzten vor Ort. Die Bundesstraße bleibt am Montagabend in beide Fahrtrichtungen für mehrere Stunden gesperrt. Der Verkehr wird über die alte B 9 in Richtung Koblenz umgeleitet; aus Koblenz geht es in Brohl übers Brohltal weiter. ua
Existenzkampf: Schlechtes Jahr für Gärtnereien
Kreis Ahrweiler - Minusgrade im Frühling, Dauerregen im Mai und Juni, extreme Hitzeperioden im Juli und August: Das Wetter in diesem Jahr war für eine Branche, die von Blumen und Gartenbau lebt, besonders hart. Heribert Rech, Gärtnermeister aus Bad Neuenahr, weiß von einigen Kollegen, die jetzt um ihre Existenz bangen.
Vor allem der frostige Lenz hat dem Geschäft mit den ersten Frühlingsboten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Niemand hat Osterglocken in den harten Boden gepflanzt oder Gräber zu den Festtagen geschmückt. "Wir haben 75 Prozent unserer Ware komplett kompostiert. Das waren erhebliche Einbußen. Diese Verluste holt man nicht mehr rein", berichtet beispielsweise Helga Blumenberg aus ihrem Geschäft in Heimersheim. Die Konsequenz: Im nächsten Jahr wird mehr Ware zugekauft und nicht mehr so viel selbst gezüchtet.
"Die Betriebe waren in der ersten Hälfte des Jahres mehr als drei Monate lahmgelegt", spricht Heribert Rech von einer langen Durststrecke ohne Aufträge. Gestiegene Energiekosten für die oft vorfinanzierte Jungpflanzenproduktion und die Konkurrenz durch Discounter, die bereits jetzt schon wieder den floristischen Herbst einläuten, belasteten die Gärtnereien zusätzlich. Die Zeit ist schnelllebig im Reich der Blumen. Eine Saison jagt die andere. "Frühlingsboten müssen bis Ostern verkauft sein. Danach will sie keiner mehr haben, und die Geranien beanspruchen dann den Platz, um für den Sommer in die Breite zu wachsen", so Rech.
Der April war zwar mild, doch er bescherte so viele Regentage, dass Rech mit seiner Mannschaft pro Woche nur ein oder zwei Tage effektiv im Gartenbau arbeiten konnte: "Bei sechs bis sieben Stunden Regen am Tag geht nichts mehr." Dann vier Wochen Hitzewelle im Sommer. Das hob bei Urlaubern zwar die Ferienlaune, doch vielen Blütenpflanzen gefiel das nicht so gut. Sie sind verbrannt.
Auf der Suche nach wirtschaftlichen Standbeinen gewinnt der Landschaftsbau an Bedeutung. Hierhin verlagert sich auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, wie der Gartenbauer Ralf Wershofen erzählt. Anzucht und Verkauf allein sei ein selten gewordenes Geschäftsmodell geworden. Seine Gärtnerei setzt im Verkauf auf das Einkaufserlebnis und hält eine Infrastruktur mit Einkaufswagen und ausreichend Parkraum vor. "Sonst hat man keine Chance", sagt Wershofen. Rech geht noch weiter. Er prognostiziert: Der klassische Blumenladen wird aussterben. Denn nicht nur das Standbein der Friedhofsgärtnerei hinkt, sondern es sinkt auch die Bereitschaft, für große Blumenarrangements Geld auszugeben.
Von unserer Redakteurin Beate Au
Bad Neuenahr: Kur AG rutscht tiefer in die Krise
Kreisstadt - Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (Kur AG/ AGBN) hat nach Informationen der Rhein-Zeitung einen möglichen Nachfolger für den derzeitigen Vorstand Gerd Zimmermann gefunden - und steckt immer tiefer in der Krise.
Letzteres geht aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 2012 hervor, der am 30. August auf der Hauptversammlung der AG zur Diskussion gestellt wird. Fast fünf Millionen Euro beträgt demnach der Bilanzverlust für das vergangene Geschäftsjahr, der Jahresfehlbetrag liegt bei 1,18 Millionen Euro. Die Gesamtschulden der AGBN haben sich im Vergleich zum Jahr 2001 mehr als verdoppelt und belaufen sich jetzt auf 6,6 Millionen Euro. Die Liquiditätslage bleibt angespannt.
Vor allem sind es die Ahr-Thermen, die für die tiefroten Zahlen sorgen. So schloss das Geschäftsjahr 2012 mit einem Fehlbetrag von 796 000 Euro. Die Umsatzerlöse brachen um 8,3 Prozent ein. Im Jahr zuvor hatte das Tochterunternehmen der Kur AG mit einem Defizit von "nur" 306 000 Euro vergleichsweise noch gut abgeschnitten. Vor Monaten hatte die AGBN der Stadt das Thermalbad zum Kauf angeboten, nachdem sie der Stadt im vergangenen Jahr für rund fünf Millionen Euro bereits den Kurpark, den Heilbrunnen, das Kurgarten-Café, die Konzerthalle und weitere Liegenschaften verkauft hatte. Den Verlustbringer Ahr-Thermen ist man bereit, für einen symbolischen Euro an die Stadt abzutreten, für die dazugehörigen Grundstücke hätte man aber gern 2,7 Millionen, was der Höhe des Darlehens entspricht, das auf dem Thermalbad lastet. Die Stadt hat das Angebot in der vorliegenden Form abgelehnt.
Auch sonst enthält der Geschäftsbericht wenig Lichtblicke. Die Umsatzerlöse im Kur- und Badebetrieb gingen von 1,445 Millionen Euro im Jahr 2011 auf 1,205 Millionen Euro zurück - ein Minus von 16,6 Prozent. Die Spielbankabgabe hat ihren seit Jahren ungebremsten Sinkflug fortgesetzt und brachte jetzt nur noch 787 000 Euro in die Kasse.
Entsprechend düster fällt der Prognosebericht aus. Hier wird auf das vorliegende Restrukturierungskonzept verwiesen. Bei der Aktiengesellschaft verbleiben demnach der operative Bereich Seniorenresidenz "Villa Sibilla", die Vermietung und Verpachtung von Immobilien (insbesondere Steigenberger Hotel, Spielbank, City-Parkhaus und weitere Geschäftsimmobilien) sowie - gegebenenfalls - der Betrieb des Ahr-Resorts, dem immerhin Entwicklungspotenzial attestiert wird. Aufsichtsratsvorsitzender Prof. Dr. Hansheinz Kreuter hatte kürzlich im RZ-Interview zur Lage der AG erklärt, ihr Fortbestand sei bis Ende 2014 gesichert. Die Gesellschafter seien bereit, das angeschlagene Unternehmen finanziell zu unterstützen. Bereits 2012 musste mit zwei Darlehen aus dem Gesellschafterkreis in Höhe von jeweils einer Viertelmillion Euro eine Liquiditätslücke geschlossen werden.
Besorgt zeigt sich die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie bereitet sich darauf vor, zum 1. Januar 2014 komplett den Kurbetrieb zu übernehmen. Denn die AGBN hat den bestehenden Pachtvertrag mit der Stadt über das Kurparkgrundstück mit allen Aufbauten und Quellen zum Jahresende gekündigt, ebenso ihre Mitgliedschaft im Tourismus- und Heilbäderverband Rheinland-Pfalz. Die Kreisstadt plant die Gründung einer städtischen Heilbadgesellschaft.
Von unserem Redakteur Frieder Bluhm
Historie: Sinziger Kirmes hat lange Geschichte
Sinzig - Ob der Zwibbelsmaat in Bad Breisig, der Jakobsmarkt in Remagen oder auch die Sinziger Kirmes - jede dieser Großveranstaltungen, zu der die Besucher an den Rhein strömen, hat ihren Ursprung in kirchlichen Hochfesten.
Über die Anfänge und Entwicklung der Kirmes bis in die 1960er-Jahre kann Sinzigs wandelndes Gedächtnis, Heinz Schmalz aus Westum, viel erzählen. Der passionierte Heimatforscher hat ein beachtliches Privatarchiv über nahezu alle geschichtsrelevanten Begebenheiten angesammelt. Die Rhein-Zeitung besuchte ihn und ließ sich von ihm zur Entstehungszeit der Kirmes mitnehmen:
"Die Kirchweih der St.-Peter- Kirche fand am 15. August 1241 zu Maria Himmelfahrt statt und wurde durch den lettischen Bischof Heinrich von Oesel vorgenommen. Der Dominikaner fungierte als Stellvertreter des Trierer Bischofs und ließ dem Bau eine besondere Ehre zuteil werden. Hinter dem mittleren Rechteck im Altartisch der Kirche gab er eine Blechbüchse mit der Kirchweih-Urkunde und Reliquien des Heiligen Pankratius, des heiligen Bonifazius und des heiligen Bartholomäus hinein. Erst 1985 wurde diese Gabe durch den neugierig gewordenen damaligen Pastor Heribert Kraus wiederentdeckt, der den Altartisch durch einen Bildhauer öffnen ließ.
Seit 1241 wird in Sinzig Kirmes gefeiert. Die sah allerdings zuerst ganz anders aus, denn es handelte sich um einen Verkaufsmarkt, bei dem die Bauern ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Butter, Eier und Speck verkauften. Und das wurde auch noch Anfang des 20. Jahrhunderts so praktiziert. Die Großmutter meiner Frau hat wie viele andere ihre Waren mit drei Körben zu dem Markt getragen - allerdings nach Linz, weil es da einen Pfennig mehr gab als hier in Sinzig, da die Linzer aufgrund ihrer Hanglage so gut wie keine Landwirtschaft betrieben. Die Frauen trugen damals drei Viertel ihres eigenen Körpergewichts, einen Korb in der rechten, einen in der linken Hand und einen auf ihrem Kopf.
Lange Zeit standen die Kirchweihmarktbesucher sogar unter kaiserlichem Schutz. Der damalige Kaiser ließ einen Schutzbrief ausstellen, der an die Gemeinden verteilt und vervielfältigt wurde. Darin bittet er, die Kirmesbesucher vor jeglichem Unrecht, vor Gewalt und Bedrängnis zu bewahren. Mit den Jahrhunderten wandelte der Trubel sein Gesicht. Der Verkaufsmarkt fiel schließlich ganz weg. Im Fokus stand vor allem die Volks- und Kinderbelustigung.
Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Kettenkarussells und Schiffsschaukeln nach Sinzig. Betrieben wurden sie von einigen Jungen der Stadt, die sich etwas Geld verdienen wollten. Über dem Kettenkarussell war ein Gestell, auf dem sie herumliefen und das Gefährt so in Bewegung versetzten.
Kirmes in der Barbarossastadt bedeutete anno dazumal feiern, was das Zeug hält. Wir hatten vor dem Ersten Weltkrieg sechs Säle hier, in denen die Menschen sich zur Kirmes einfanden: den Saal des Hotels Kaiserhof am heutigen Sinziger Kreisel auf dem Gelände der Post, den Saal des Winzervereins in der Barbarossastraße, den des Rheinischen Hofes (ehemals Schlossapotheke) in der Mühlenbachstraße, den Lenz-Saal und das Jägerheim, beide in der Ausdorfer Straße, und den Helenensaal, den einzig verbliebenen.
Es gab zwei Veranstaltungen, an denen herrschte in Sinzig Ausnahmezustand: den Maiball und die Kirmes. Hier wurden Frauen und Männer verkuppelt, was das Zeug hielt, oder sie fanden sich selbst. Die Verbindungen hielten nicht selten ein Leben lang. Ganz wichtig war für den Kirmesbetrieb auch das Feuerwerk. In den 60er-Jahren ließ sich Otto Marhöfer in seiner Eigenschaft als Vertreter des Sinziger Ordnungsamtes dieses belebende Element für mehr Besucherzuspruch für den Kirmesdienstag einfallen, da die Gästezahlen an diesem Tag schwächelten. Er veranstaltete eine Sammlung unter den Schaustellerleuten, die diese Notwendigkeit mit Spendenfreude quittierten. Diese freiwillige Abgabe entrichten sie bis heute.
Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher
Nach B 9-Unfall: Es gibt kein Lkw-Durchfahrtverbot
Von unserem Redaktionsleiter Uli Adams
Der Auffahrunfall mit sechs beteiligten Fahrzeugen, weiteren vier Verletzten, einem Sachschaden von rund 70 000 Euro, Staus und stundenlanger Sperrung der B 9 in beide Fahrtrichtungen hat am Rhein Entsetzen ausgelöst und eine erneute Debatte um ein Lkw-Fahrverbot entfacht. Doch das Fahrverbot ist längst Geschichte, wie der Leiter der Polizeiinspektion Remagen, Hauptkommissar Karl Braun, weiß. "Schon vor Jahren wurde das absolute Durchfahrtverbot aufgehoben - auch für den Bereich Bad Breisig", so der Polizeichef. Was den Unfall vom Montag angeht, ergänzt Braun: Bis zur Autofähre Bad Breisig war der Lkw-Verkehr ohnehin stets erlaubt.
Der Polizeichef weist grundsätzlich darauf hin, dass die Beschilderung der Straßen Sache der Kreisverwaltung sei. Für die Aufhebung des Durchfahrtsverbotes zeigt er Verständnis. "Es gab viele gemeinsame Gespräche mit Kreisverwaltung, Stadt Bad Breisig und Landesbetrieb Mobilität. "Dabei hat sich herausgestellt, dass diese Beschränkung nicht mehr zeitgemäß ist. In Remagen, Sinzig und Bad Breisig haben sich große Gewerbegebiete entwickelt, die heute von Speditionen aus dem In- und Ausland angefahren werden. Und wenn auch die heimischen Unternehmen nicht mehr auf ihren Betriebshof kommen, muss man neu nachdenken." Braun hält es zudem nicht für sinnvoll, "Spediteure, die aus Richtung Süden kommen, durchs enge Brohtal zu schicken".
Grundsätzlich werde die B 9 in erster Linie von Fuhrunternehmern genutzt, die den Großraum Bonn/Koblenz bedienen. Das Lkw-Aufkommen sei in den vergangenen Jahren nicht gewachsen. Auch als Abkürzung oder Mautumgehungsstrecke biete sich die Bundesstraße in diesem Bereich nicht an. "Deshalb zwängt sich keiner durchs enge Rheintal. Da ist man schneller über die Autobahn. Und in der Branche ist Zeit gleich Geld."
Unfälle mit Lkw spielten in der Unfallbilanz der B 9 im Bereich der Polizeiinspektion Remagen ohnehin keine gravierende Rolle. "Da haben wir es mit Rasern und alkoholisierten Autofahrern in der Mehrzahl zu tun." Was den jungen Niederländer angeht, der wohl den tragischen Unfall am Montag verursacht, gibt sich der Polizeibeamte bedeckt. Der Fahrer sei noch nicht vernommen worden. "Weitere Angaben gibt es nur von der Staatsanwaltschaft Koblenz, die in der Sache das Sagen hat."
Rettungsdienst: Jeden Tag laufen 500 bis 700 Notrufe auf
Koblenz/Kreis Ahrweiler - Es herrscht konzentrierte Ruhe in dem Großraumbüro. An halbrunden Tischen sitzen die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle, blicken auf ihre jeweils fünf Monitore, sprechen halblaut in ihre Telefone, die sie mit Kopfhörer und Mikro am Kopf tragen.
An diesen Tischen werden die Notrufeinsätze für Koblenz, den Landkreis Mayen-Koblenz und die Nachbarkreise Ahrweiler und Cochem-Zell koordiniert.
Daniel Schäfer aus der Vorder-eifelgemeinde Kehrig hat heute den Disponentendienst für die Rettungsdienste in der Stadt Koblenz und in den Regionen, die von Koblenz rheinabwärts liegen. Am Tisch daneben wird der Rettungsdienst im übrigen Zuständigkeitsbereich koordiniert, an einem dritten Tisch die Feuerwehrlage. Die anderen Kollegen nehmen die Notrufe an und arbeiten den drei zu. Das ist mit das Wichtigste im Rettungswesen: Dass jeder genau weiß, was er zu tun hat, damit keine Zeit verloren wird. Denn Zeit kann hier Leben retten oder kosten.
"06/85-1 Koblenz": Der Disponent ruft einen freien Krankenwagen in ein Krankenhaus. Welche Autos im Einsatz, welche frei sind, wird ihm auf einer Liste angezeigt. Ein Patient darf nach Hause. Die Infos bekommt der Fahrer sicherheitshalber noch einmal durch eine automatisch erzeugte SMS. So wird ein Missverständnis ausgeschlossen. 60 Wagen sind tagsüber im Rettungsdienst verfügbar, nachts sind es weniger. Jetzt, um die Mittagszeit, ist es relativ ruhig in der Leitstelle. Viele Krankenfahrten oder Klinikentlassungen und -verlegungen sind gefahren, für den Nachmittag gibt es etliche Vorbestellungen. Immerhin machen diese Anrufe zwischen 70 und 80 Prozent aller Fälle aus, sagt der 38-jährige Daniel Schäfer, einer von zwei Sachgebietsleitern der Leitstelle. Die Krankenfahrten werden zügig bearbeitet, haben aber gegenüber einem Notfall naturgemäß keine Priorität.
Auf dem linken Monitor sieht der Disponent die Anrufe, die noch abgearbeitet werden müssen. Klickt er einen an, erscheint die ausführliche Bildschirmmaske auf dem mittleren Bildschirm. Wer hat angerufen, um was geht es, was ist veranlasst? Alle Details sind für jeden in der Rettungskette auf einen Blick ersichtlich. Wird beispielsweise die Feuerwehr alarmiert, kann der Einsatzleiter an Ort und Stelle neue Infos hinzufügen, die dann auch wiederum jedem zugänglich sind. "Es ist ganz wichtig, dass keine Infos verloren gehen", sagt Schäfer. Fertig abgearbeitete Einsätze rutschen dann auf den rechten Monitor, wo sie aber jederzeit wieder eröffnet werden können.
Der Kollege am Nebentisch ruft herüber. Ein Einsatzfahrzeug muss aus dem Verkehr gezogen werden, den Rettungsleuten ist nicht gesagt worden, dass der Patient, den sie gefahren haben, eine ansteckende Infektion hat. Mehr oder weniger durch Zufall haben sie das erfahren - nach der Fahrt bei der Patientenübergabe. "Das ist ärgerlich", sagt Daniel Schäfer. Vor allem, weil die Kollegen in dem Wagen sich nicht entsprechend gegen die Keime geschützt haben, aber auch, weil der Wagen jetzt in die Desinfektion muss. Das müsste er auf jeden Fall, aber wäre der Einsatz planbar gewesen, hätte man danach eine Pause oder Feierabend disponiert. So fällt das Fahrzeug aus.
Obwohl der Dienst der Leitstelle neben den Feuerwehrleuten von Leuten des Deutschen Roten Kreuzes geleistet wird, achten alle selbstverständlich darauf, dass keines der Rettungsunternehmen bevorzugt wird, erklärt Schäfer. Denn im Rettungswesen ist es ein Geben und Nehmen.
Wie jetzt zum Beispiel: Für einen Krankentransport muss eine Mannschaft aus der Freizeit geholt werden, weil keine andere Möglichkeit besteht. Der Kranke steht im Mittelpunkt. "Wir helfen, so gut wir können." Ein Verkehrsunfall wird gemeldet: Zwei Autos sind ineinandergefahren, möglicherweise Verletzte. "Am allerliebsten ist es uns, wenn die Leute am Anfang des Notrufs vor allem ihren Namen und ihre Telefonnummer sagen, damit wir zurückrufen können, falls das Gespräch abbricht", erklärt Schäfer. Und dann ist es für die Mitarbeiter der Leitstelle am einfachsten, wenn sie selbst den Anrufer die Details fragen. Denn dann können sie der Reihenfolge der Bildschirmmaske folgen und verlieren gar keine Sekunde.
27 Planstellen hat die Leitstelle, manche Kollegen arbeiten auch ein halbes Jahr im Notrufzentrum, ein halbes Jahr auf dem Rettungswagen. Unabhängig davon haben sie alle den klaren Praxisbezug: Diejenigen, die aus dem Roten Kreuz kommen, sind auch in der Feuerwehr ausgebildet. Diejenigen, die aus der Feuerwehr kommen, sind auch ausgebildete Rettungssanitäter. Das ist wichtig, um die Abläufe zu verstehen. Im Dreischichtbetrieb ist die Leitstelle organisiert. Nachts sind meistens nur drei Leute da, tagsüber so wie heute sechs oder sieben. Aber bei Unwetter sitzen auch schon mal zehn oder zwölf Leute gleichzeitig an den Monitoren, nehmen die Notrufe an und koordinieren die Einsätze.
Dabei gibt es auch viele Dinge, die den Leuten unter die Haut gehen. "Aber es ist trotzdem was völlig anderes, als wenn man draußen ist", sagt Daniel Schäfer. "Wir sehen die Verletzten nicht, wir begleiten die Angehörigen und die Patienten nur Sekunden oder Minuten am Telefon. Auch wenn wir schon am Telefon Erste-Hilfe-Hinweise geben, so ist doch die Betreuung der Menschen in erster Linie eine Aufgabe der Einsatzkräfte vor Ort."
Und manchmal gibt es auch wunderbare Erlebnisse. "Wir sind Teil von etwas, das wirklich großartig sein kann", sagt Schäfer fast ein bisschen pathetisch. Zum Beispiel vor ein paar Tagen: Da hat ein Kollege von ihm telefonisch eine Geburt begleitet. Denn es war zu spät, um noch ins Krankenhaus zu fahren. Mutter und Kind sind wohlauf - das ist das Wichtigste.
Von unserer Redakteurin Doris Schneider