Kreis Ahrweiler - Leuchtend rot im Teint, fruchtig, süß und saftig kommen die roten Früchtchen jetzt endlich daher. Die sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage sorgen auch im Kreis Ahrweiler dafür, dass die Erdbeerernte nach verspätetem Start richtig auf Touren kommt.
"Jetzt läuft’s richtig an. Ob’s aber eine gute, ertragreiche Erdbeersaison wird, eine Prognose dazu mag ich zurzeit nicht abgeben. Das Wetter macht’s am Ende", sagt Albert Kreuzberg, Inhaber eines Hofes mit rund acht Hektar Erdbeeranbaufläche in Birresdorf. Und scherzt: "So allmählich wird es auch Zeit, dass mal jemand den Hahn abdreht, zuhält und die Sonne rauskommt."
Dass den Erdbeeren die sonnigen Tage zuletzt gut bekommen sind, spiegelt sich auch für den Birresdorfer Bauer in Aussehen und Geschmack wider. "Fruchtig und lecker", das Urteil des Fachmanns, der die Sorten Elsanta und Clery, die unter Experten auch als "die Unwiderstehliche" bezeichnet wird, derzeit von 19 polnischen Erntehelfern pflücken lässt.
Größtes Anbaugebiet des Landes
Rund 15 000 Hektar Freiland-Anbaufläche für Erdbeeren gibt es insgesamt in Deutschland. Laut Landwirtschaftskammer wird erwartet, dass von den landesweit 532 Hektar Anbaufläche mehr als 6000 Tonnen Erdbeeren auf den Markt kommen werden. 6 Prozent der deutschen Anbaufläche liegen in Rheinland-Pfalz, davon der größte Teil im Kreis Ahrweiler mit 141 Hektar. Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund drei Kilogramm frischen Erdbeeren könne die große Nachfrage zu knapp 60 Prozent mit Früchten aus heimischen Anbau gedeckt werden, rechnen die Experten von Landwirtschaftskammer vor. Die Zahl der Betriebe mit kommerziellem Erdbeeranbau im Land liegt recht konstant bei 130.
Vor rund drei Wochen sah es auf den Erdbeerfeldern in der Region noch trübe aus. Da lief auch in der Grafschaft die Ernte nur schleppend an. "Das war schon mühsam", sagte Bauer Kreuzberg. Die Erdbeeren reiften nur langsam, und es gab auch faule Früchte, berichtet der Birresdorfer Landwirt. Zumal bei den großen Regenmengen zuletzt auch das Stroh, das als Puffer zwischen Boden und Erdbeere dienen soll, rasch feucht wurde. "Zu viel Nässe mögen die Erdbeeren nämlich genauso wenig wie zu große Hitze. Bei Regen kommt der Pilz ins Stroh, bei zu hohen Temperaturen jenseits der 30 Grad nehmen die Erdbeeren das bloße Pflücken schon übel, sie geben sich wie dünnhäutige Gummibälle und zeigen deutliche Druckstellen", erklärte Obstbauer Kreuzberg die Konstellation.
Der Gelsdorfer Obstbauer Dirk Sonntag hofft wie seine Nachbarn auf Sonne. "Die künftige Wetterentwicklung wird entscheiden, wie viele Erdbeeren wir ernten können. Der Gesamtertrag ist schwerlich vorherzusehen, wir hatten auch ein paar Frosttage, wo wir alles wieder mit Folie abdecken mussten. Verluste sind dann immer zu beklagen", weiß Dirk Sonntag vom gleichnamigen Obsthof in Gelsdorf. Richtig mühsam sei die Erdbeerernte bislang in diesem Jahr aber nicht verlaufen, meinte der Gelsdorfer Obstbauer, der auf seinen 1,5 Hektar großen Erdbeerfeldern vier polnische Erntehelfer einsetzt.
Erste Erdbeeren erst Ende Mai
"Die ersten Erdbeeren haben wir erst Ende Mai vom Feld geholt", erinnerte sich Obstbauer Christoph Watzig, der auf seinem Obsthof in Leimersdorf auf rund 15 Hektar Erdbeeren anbaut. Der zögerliche Saisonstart sage aber nichts über den weiteren Ernteverlauf aus, betonte der Obstbauer, der in der Erdbeersaison 40 polnische Pflücker rund um Leimersdorf im Einsatz hat. Der Erdbeerbauer aus der Grafschaft rechnet dann auch mit einer guten Ernte in diesem Jahr. "Wir sind spät dran", sagt Christoph Watzig. "Dafür ist eine Menge da, und die Erdbeeren sehen gut aus." Rund 160 Tonnen Erdbeeren seien bei ihm bis zum Saisonende zu erwarten. Die frühe Sorte Clery, aber auch Darselect und Elsanta sind momentan bei dem Leimersdorfer Obstbauer zu haben. Dass den Erdbeeren die sonnigen Tage allerorten gut bekommen sind, spiegelt sich für Watzig auch im Verkaufspreis beim Großhändler wider. Zwischen 65 und 70 Cent bekommt er als Anlieferer im Großmarkt zurzeit für das 500-Gramm-Schälchen. "Die Erdbeerernte ist jetzt überall in vollem Gang. Die Frucht ist reichlich vorhanden, die Preise lassen dafür aber sehr zu wünschen übrig", registriert Obstbauer Watzig weniger Einnahmen in der Kasse.
Von unserem Mitarbeiter Horst Bach